Viel Lob für tote MSI–Größen

■ Drei Mussolini–Veteranen starben innerhalb von zwei Tagen: Almirante, Romualdi, Grandi

Aus Rom Werner Raith

De mortuis nil nisi bene - Über die Toten nur Gutes: Roms Nachrufmaxime feiert fröhliche Urständ. Drei Mussolinivasallen gilt es heute zu beerdigen - unter freundlichen Titelzeilen der Medien, salbungsvollen Reden der Politiker und großem Aufmarsch der Parteigenossen. Innerhalb von zwei Tagen waren sie gestorben: Giorgio Almirante, 74, bis Januar Führer des italienischen Neofaschismus (Movimento Soziale Italiano, MSI), Pino Romualdi, 75, Leiter der wichtigsten MSI–Zeitschrift Secolo dItalia, und Dino Grandi, 94, unter Mussolini Inhaber höchster Staatsämter, 1943 Führer des faschismusinternen Aufstandes gegen den Duce (was diesen die Herrschaft kostete). Für auswärtige Beobachter kaum glaublich, mit welch tiefbewegten Worten auch die Vorsitzenden der demokratischen Parteien (vom DC–Ministerpräsidenten De Mita bis zu KP–Chef Natta) Leute wie Almirante preisen - gegen den noch immer Ermittlungen wegen des Verdachts einer Beteiligung an Bombenanschlägen in den 70er Jahren laufen, ausgesetzt lediglich wegen seines Mandats als Abgeordneter. Staatspräsident Cossiga erschien höchstpersönlich an der Bahre - dort stand er dann trauernd vor dem Kranz, den die Familie des Diktators Mussolini zuvörderst plaziert hatte. „Almirante, der Faschist, der die Demokratie akzeptierte“, titelte der Corriere della sera - in frommer Umgehung der Tatsache, daß gerade Almirante noch im Februar die Demokratie einen „Bastardhaufen“ genannt hatte. Doch Kungeleien der „bürgerlichen“ Parteien und, auf lokaler Ebene, sogar der Kommunisten mit dem MSI Almirantes haben Tradition: Zu verlockend war zum Beispiel in den 60er Jahren der stattliche MSI–Stimmenanteil von acht bis zehn Prozent für die Christdemokraten, als daß sie ihn bei der Wahl mancher ihrer Ministerpräsidenten und einmal sogar des Staatspräsidenten hätten ausschlagen wollen. Almirante, der seinen MSI aus alten Kämpfern, unzufriedenen Arbeitslosen und Rassisten zusammengeschweißt hatte, galt zwar meist nur als Spielmaterial im Parteiengerangel; doch bei alledem hat er dem Neofaschismus Eingang in die feinen Salons der Politiker und der Presse Italiens verschafft.