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Juden sind selbst schuld

■ Zehn Mio. Bundesbürger halten Juden für verantwortlich am Antisemitismus / Allensbach-Studie vorgelegt / 13 Prozent möchten mit Juden nichts zu tun haben

„Juden sind selbst schuld“

Zehn Mio. Bundesbürger halten Juden für verantwortlich am

Antisemitismus / Allensbach-Studie vorgelegt / 13 Prozent

möchten mit Juden nichts zu tun haben

Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - Rund acht Millionen Bundesbürger über 16 Jahre sind klar antijüdisch eingestellt. 22 Prozent meinen, daß die Juden eine Mitschuld an ihrer eigenen Verfolgung und Vernichtung tragen, und 16 Prozent glauben, daß Juden im gehobenen Staatsdienst nichts zu suchen haben. Diese beschämenden Selbstzeugnisse gehen aus einer Repräsentativbefragung hervor, die das Zentrum für Anti -Semitimusforschung an der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach gestern der Presse vorgelegt hat.

Auf acht Prozent beziffern die Meinungsforscher darin den „harten Kern“ der „vehement antisemitisch“ eingestellten BundesbürgerInnen, wobei die Generation der über 60jährigen, die eine Mitschuld am Holocaust trägt, am krassesten gehässigen Vorurteilen freien Lauf läßt, und Männer durchgängig mehr antisemitische Tendenzen zeigen als Frauen. Gemessen an früheren, jedoch kaum vergleichbaren Studien verzeichnet diese zur Zeit sicher umfangreichste Befragung zu dem Thema einen Rückgang antisemitischer Einstellungen. Allerdings, so der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Prof. Strauss, gestern, „ist nicht voraussagbar, ob und unter welchen Umständen in der Zukunft privates Vorurteil zu öffentlichem Handeln mobilisiert werden kann.“ Deutlich sichtbar war für die Meinungsforscher dagegen, daß Antisemitismus heute immer auch mit generellem Fremdenhaß einhergeht. Fortsetzung Seite 2

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