: Grillparty im Abseits
Die Windhuk Ramblers in der Bundesrepublik ■ PRESS-SCHLAG
Äußerst merkwürdige Formen nimmt eine Tournee der Windhuk Ramblers an, die mit ihrem Fußball- und Tennisteam - ständig auf Gegnersuche - derzeit die Bundesrepublik bereisen. Gegen den Stadtrat der bayrischen Gemeinde Arnstein-Gänheim verloren die Fußballer aus Namibia letzte Woche mit 1:4, eine sportliche Niederlage, die in Windhuk von der Presse dennoch begeistert gefeiert wurde, fand diese Begegnung doch „trotz eines DFB-Verbots und zahlreicher Boykottaufrufe“ statt.
Vor Beginn der 30tägigen Tour hatten sich die Erwartungen der 27 südafrikanischen Sportler allerdings noch in ganz anderen Höhen bewegt. Acht Tennisbegegnungen und zwölf Fußballspiele gegen deutsche Clubs waren geplant, darunter eine Partie gegen einen „wohlbekannten Bundesligaverein“ ('Windhuk Advertiser‘ vom 18.Mai). Am 1.Juni, zwei Tage vor Beginn der Tournee, war in einem Bericht der ebenfalls in Windhuk erscheinenden deutschsprachigen 'Allgemeinen Zeitung‘ der unbekannt gebliebene Bundesligist, der laut 'Windhuk Advertiser‘ sogar einen Gegenbesuch in Namibia geplant hatte, spurlos von der Bildfläche verschwunden.
Kein Wunder, es stand Ärger ins Haus. Alarmiert durch die Zeitungsberichte aus Namibia hatte die „Anti Apartheid Bewegung in der BRD und Westberlin e.V.“ in mehreren Schreiben an den Deutschen Fußballbund (DFB), den Deutschen Tennisbund (DTB) und den Deutschen Sportbund (DSB) darauf hingewiesen, daß die Reise einen eklatanten Verstoß gegen die FIFA-Regeln, den UNO-Beschluß zum Sportboykott gegen Südafrika und Namibia sowie gegen eine Empfehlung des DSB darstelle.
Der durch den Fall Boris Becker, der wegen seiner Weigerung, einen Start in Südafrika grundsätzlich auszuschließen, als UNICEF-Sonderbotschafter abgesetzt worden war, gegen die Gefahren eines Sportverkehrs mit Südafrika sensibilisierte DTB reagierte zuerst und „appellierte“ an seine Mitglieder, „keine Veranstaltungen mit Sportlern und Mannschaften aus Südafrika durchzuführen“. Mit einiger Verspätung meldete sich schließlich auch der DFB zu Wort und untersagte derartige Begegnungen. Zuwiderhandelnde Vereine müßten sich vor dem DFB -Kontrollausschuß verantworten.
Verhindert werden konnte der Propagandacoup der Apartheidssportler dennoch nicht. Nicht nur der schußgewaltige Stadrat von Arnheim, der für den örtlichen Amateurverein DJK Gänheim einsprang, unterlief das Verbot, auch die hessischen Vereine SV Traisa und SV Bad Nauheim mißachteten nachweislich die Weisung des DFB. Während der Hessische Fußballverband später schlicht behauptete, „daß keine derartigen Spiele in Hessen stattfanden“, präsentierte der SV Traisa eine ganz eigene Sicht der Dinge: „Eine Grillparty auf dem Sportplatz in Traisa“ habe es gegeben, bei der sich „einige Alte Herren von den Ramblers bei Dauerregen unter einige Fußballspieler mischten“. Die Grillparty endete übrigens 2:1.
Matti
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