45 Grad im Schatten: Kunstfälscher

Gefälschte Meistergemälde, Falschgeld, imitierte Lacoste -Hemden, Cartier-Uhren oder Gucci-Taschen, falsche Wimpern und Silikonbusen - in allen Bereichen des Lebens gaukeln Kopien, Imitationen und Fälschungen dem Verbraucher und dem Kunstfreund Echtes, Wertvolles und Einzigartiges vor. Das Geschäft mit Produktfälschungen und Markenpiraterie blüht weltweit und wirft Riesengewinne ab. Eine große Ausstellung zum Thema Fälschungen in allen Variationen veranstaltet bis zum 18. September die Cartier-Stiftung in Jouy-en-Josas westlich von Paris.Der Schmuckhersteller Cartier investiert alljährlich fast acht Millionen Mark in den Kampf gegen die Industriepiraten, die heute weltweit einen Jahresumsatz von rund 70 bis 100 Milliarden Dollar machen, das sind 3 bis 5 Prozent des gesamten Welthandels-Volumens. Unumstrittene Spitzenreiter beim Fälschen sind Taiwan, Hongkong, die Philippinen und Thailand, die vom Parfüm über Sportartikel, Pharmazeutika, Elektrogeräte, Computer und Kunstdünger bis zu Autoersatzteilen praktisch alles nachmachen. In Europa haben sich Spanien und Portugal auf Lederwaren spezialisiert, und Italien liefert Luxusgüter und Konfektion. Europas Hauptumschlagplatz für diese minderwertigen Imitationen sind die Niederlande. „Vraiment faux“ (Echt falsch) lautet das Motto der Ausstellung, und in der Abteilung Produktfälschung steht der Besucher vor einem wohlsortierten Warenlager, in dem Originalerzeugnisse und Nachahmungen gegenübergestellt werden: Zigarren von Davidoff, Toblerone-Schokolade in der berühmten Dreikantpackung, Nescafe, Seidentücher von Hermes, Modellkleider von Modeschöpfern, Adidas-Schuhe, an Chanel erinnernde Duftwässer mit Phantasienamen wie „Shinarl“ oder „Canal“. Hundertfache Varianten gibt es von dem berühmten Kräuterlikör „Benedictine“ in seiner charakteristischen bauchigen Flasche. Neben der Marken-Piraterie präsentiert die Ausstellung auch Beispiele für Fälschungen in der Kunst und der Geschichte, so die berühmten retuschierten Revolutionsfotos aus der Sowjetunion oder die CSSR-Führung mal mit, mal ohne Dubcek. (Stiftung Cartier in Jouy-en -Josas, Autobahn Paris-Chartres, tägl. geöffnet von 11-20 Uhr)