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Dahlem - Dallas vor US-Gericht

■ Vertreibung von Homosexuellen vom deutsch-amerikanischen Volksfest stößt auch in USA auf Kritik / Beschwerde beim Kongreß und gerichtliche Auseinandersetzung / Erneuter Besuch auf Rummel ohne Zwischenfälle

Nach „Dallas in Dahlem“ jetzt „Berlin in Washington“: Nach Informationen der taz haben am Ende der vergangenen Woche drei amerikanische Senatoren, die der Demokratischen Partei angehören, Beschwerde beim Kongreß gegen das Verhalten der US-Militärpolizei auf dem „Deutsch-Amerikanischen Volksfest“ eingelegt (vgl. taz vom 4.8.). Der Hintergrund: Etwa 30 Schwule und eine Lesbe wurden am vergangenen Dienstag von deutscher und amerikanischer Polizei vom Gelände des Rummels vertrieben, weil sie Arm in Arm über den Jahrmarkt spaziert waren. Anschließend wurden sie von der Berliner Polizei zum U-Bahnhof „Oskar Helene Heim“ abgeführt und dazu gezwungen, die Gegend zu verlassen. Der Wortlaut der Beschwerden lag der taz bei Redaktionsschluß noch nicht vor.

Der Vorfall rief bei Vertretern der SPD, der FDP und der AL scharfe Kritik hervor, auch der Landesjugendring monierte die deutsch-amerikanische Diskriminierung.

Am Samstag vormittag demonstrierten wegen des Vorfalls etwa 150 Schwule und Lesben auf dem Kurfürstendamm gegen die Vertreibung vom Volksfest. Ein Sprecher des AStA der Technischen Universität, die gerade ein Treffen der „Internatial Gay and Lesbian Youth“ ausrichtet, erklärte, daß sich bald ein amerikanisches Gericht mit den Vorfällen beschäftigen werde. Der Rausschmiß sei ein eklatanter Verstoß gegen die „Civil Rights“ der US-BürgerInnen. Gleichzeitig wolle man prüfen, ob das Heranziehen des deutschen „Hausrechtes“ ausreiche, um das Verhalten der MPs zu rechtfertigen. Weiter kritisierte der Vertreter des AStA die ursprüngliche Weigerung der Berliner Polizei, die Demo an einem verkaufsoffenen Sonnabend auf Berlins Kommerzmeile stattfinden zu lassen. Nach Einspruch von AL und AStA hatte ein Verwaltungsgericht die Kundgebung schließlich genehmigt. Etwa vierzig Polizisten beäugten am Samstag vormittag die friedliche Kundgebung am Ku'damm Eck.

Unter dem Motto „Gays test the Fest!“ zogen am Samstag abend noch einmal etwa 30 Schwule über den Deutsch -Amerikanischen Rummel. Kannten die US-Söldner in der vergangenen Woche keine Gnade, so ließen sie die Leute mit den „unpassenden Verhaltensweisen“ diesmal gewähren: Die Schwulen knutschten, tranken ein Bier und verließen den Rummel wenig später völlig unbehelligt.

ccm

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