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Großer Wettbewerb!

■ Alle fünften und sechsten Schulklassen in Bremen und Bremerhaven können mitmachen beim Fitneß-Wettbewerb für mehr Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit

Daß Zehnjährige auf Bäume klettern und Räuberin und Gendarm spielen, Fußball- und Gummitwist-Turniere austragen, Kästchenhüpfen und Völkerball spielen - all das gibt es hauptsächlich noch in der Erinnerung von Menschen über 35. Zehnjährige heute sind anders. Sie wechseln Sitz

und Liegepositionen vor Fernseh-und Videogeräten. Den Magen verderben sie sich nicht mehr mit grün-unreifen, aber abenteuerlich selbstgeklauten Äpfeln, sondern mit Cola und süßen Kiosk-Köstlichkeiten. Statt Vogelstimmen hören sie auf beiden Ohren Walkmen. Kurz: Die Kinder von heute sitzen zu viel, bewegen sich zu wenig, essen das Falsche.

Das soll jetzt - zumindest für die Fünft- und SechstklässlerInnen - anders werden. Zusammen mit der Bildungsbehörde sucht und prämiiert die „Gesundheitskasse“ AOK in Bremen und Bremerhaven in einem großen Wettbewerb „Die fitteste Schulklasse“.

Mindestens acht Wochen lang geht es ans Eingemachte: Jede trainiert, so gut sie kann und zum Punkte-Gewinn der ganzen Klasse. Dauerlaufen und Schwimmen für die Ausdauer, zehn Übungen für Kraft und Beweglichkeit: Klimmzug und Sit-up, Ausfallschritt und Liegestütz. Aber Achtung! Wer dabei den Po nach oben und den Bauch nach unten streckt, soll das nicht Liegestütz nennen! Viele Kinder

und Erwachsene, das wissen alle SportlehrerInnen, schaffen anfangs nicht mal einen einzigen Liegestütz. „Nach acht Wochen Training ist schon eine echte Leitungssteigerung drin“, versprach gestern Sport-Oberschulrat Wilfried Schmädicke bei der Vorstellung des Fitneß-Wettbewerbs. Nach Training und sportlichen Hausaufgaben nehmen SportlehrerInnen die Leistungen ihrer Klasse ab und schicken die Testkarten ihrer Schützlinge an die AOK zur großen Auswertung.

Wegen des „bedenklichen bis bedrohlichen Gesundheitszustands der Schüler“, wegen der „merkwürdigen Sitten, ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen“ und „entsetzt über die Fernseh- und Mediengewohnheiten der Kinder“ freute sich auch Bildungssenator Thomas Franke über den Wettbewerb. „Die liebsten Bündnispartner sind mir die, die nichts kosten“, strahlte Bildungssenator Thomas Franke den Leiter der AOK Bremen an, denn die AOK organisiert und bezahlt Lehrerinformationen, farbige Trainings-Faltblätter für die Kinder und „Testkarten“ zum Aus

zählen der Ergebnisse. Statt schlechter Einzelkonkurrenz werden am Schluß die sportlichen Leistungen jeweils einer Schulklasse zusammengezählt und die „fitteste“ ermittelt. Für eher unsportliche SchülerInnen halten die OrganisatorInnen einen Trost bereit: „Vielleicht können Übergewichtige besser schwimmen als laufen und so durch spezielle Fähigkeiten Punkte beitragen“, hoffte AOK-Leiter Manfred Müller.

Eher blasse Abbildungen von Vollwertkost und Knäckebrot, Salatköpfen pur und Eiern sollen den Kindern die Lust auf Süßes nehmen und auch das Elternhaus für gesunde Ernährung gewinnen.

Bei Leistungssteigerung durch Training kann der Bildungssenator mitreden: Seine morgendlichen zwölf Rad -Kilometer schafft er inzwischen mit 24 Kilometern pro Stunde im Durchschnitt - Spitzenzeit: 37 Km/h.

80 der rund 200 fünften und sechsten Schulklassen haben sich allein in Bremen-Stadt schon angemeldet und Trainingsprogramme und Testkarten angefordert. Anmeldestop ist der 31.8.; ab September geht der Wettbewerb los. Und noch vor Weihnachten sollen die siegreichen Schulklassen (in Bremen) und die besten SchülerInnen (in Bremerhaven) ihre Preise bekommen. S.P

Informationen und Unterlagen gibt es bei: AOK Bremen, Martina Hilker, Tel. 1761-437; AOK Bremerhaven, Uwe Knipp, Tel. 16235.

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