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DIESE WOCHE AM TELEFON

Einer ruft an aus Bonnies Ranch. Das Sprechen fällt ihm schwer, er ist aufgeregt. „Ihr müßt sofort kommen, ich muß mit jemandem reden.“ Schon seit einem Jahr sei er dort, und die Ärzte und Pfleger seien doch alles nur Marionetten. Seine Stimme bricht weg, er weint. Nach einer Weile fragt er wieder, wann wir denn kommen könnten. Er müsse seine Geschichte erzählen, und wir würden alles über den Zustand dieser Gesellschaft erfahren. Die Verschuldung, die Beschaffungskriminalität, die Armut. „Es geht doch erst richtig los, und es gibt so viele, denen es so geht wie mir.“

Die Redakteurin einer Münchner Frauenillustrierte hat ein Problem: „Ich suche Männer aus Männergruppen, zwischen 20 und 35.“ Für eine Reportage, gegen Bezahlung. „Aber sie dürfen nicht homosexuell sein, darüber dürfen wir nicht schreiben.“ Das sei ihr furchtbar peinlich, aber gerade jetzt, zu Aids-Zeiten, vielleicht in zehn Jahren mal wieder. Ich verweise sie weiter an heterosexuelle Männer.

„Wenn Sie mir nicht weiterhelfen, nehme ich mir das Leben.“ Aufgeregt sprudelt es aus der Frau am anderen Ende der Leitung heraus. Wir müßten die Geschichte bringen, ganz groß. Ihr Sohn sitze im Gefängnis, zu Unrecht. Sie ist kaum zu beruhigen. Nach langem Reden und geduldigem Zuhören kommt sie von ihrer anfänglichen Drohung ab.

„taz, guten Tag?!“ – „Ja, hallo, ich will meinen Namen nicht sagen“ – „Aber was gibt's denn?“ – „Ich höre seit einiger Zeit immer Stimmen aus meinem Mund!“ – „Aus deinem Mund??“ – „Ja, aus meinem Zahn!“ – „Wie das denn?“ – „Da reden immer welche.“ – „Aber wie soll das denn gehen?“ „Ich glaub', ich hab' einen Sender in meinem Zahn, der Zahnarzt, das ist ein Rechter, der hat ihn mir eingebaut.“ „Und wer redet da?“ – „Der Verfassungsschutz.“ – „Aber was will der von dir?“ – „Weiß ich nicht, was soll ich denn jetzt machen?“ – „Warst du schon beim Zahnarzt?“ – „Nein, wieso?“ – „Na, ich würde mir den Sender einfach rausnehmen lassen!“ – „Meinst du?“ – „Klar, geh' zu einem Zahnarzt, zu dem du Vertrauen hast, und laß dir das Ding rausbohren. Wenn die Stimmen dann noch immer da sind, rufst du wieder an. Okay?“ – „Okay!“

Im zackigen Ton meldet sich ein Einsatzleiter der Polizei. Die kritische Berichterstattung über das Verhalten seiner Untergebenen bei einer Sportveranstaltung habe ihm nicht gepaßt. Unser Vorschlag: Das nächste Mal wollen wir – mit Genehmigung – den Polizisten bei ihren Taten auf die Finger schauen. Von der zuständigen Pressestelle wird unser Gesuch seit zwei Monaten geprüft...

Richtig empört ist Kraftfahrer Friedrich B. „Vor'n paar Wochen habt ihr doch auf der letzten Seite so eine Tabelle mit den Radarfallen im Transit veröffentlicht“, stellt er fest. Daran kann sich der Redakteur noch erinnern und bestätigt diese Schandtat. „Die stimmt hinten und vorne nicht“, schimpft er. Er habe sich daran gehalten und prompt zwei „Hunnies“ abdrücken müssen. Die von B. angekündigte Rechnung (“Machen wir halbe-halbe?“) traf bisher nicht ein.

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