Friedens-Rufer in der Offiziersmesse

■ Zwei DFU-Aktive unter den Festgästen beim 10. Jubiläum der US-Kaserne in Garlstedt hier bitte das Soldatenfoto

Zehn Jahre Warten auf den Krieg Foto: Christian Harkensee Knapp 200 geladene Gäste drängelten sich gestern vormittag unter dem Podium der Garlstedter Offiziersmesse. John C. Heldstab, kommandierender US-General, räusperte sich und wollte gerade seine Lobeshymne auf den 10. Jahrestag der Stationierung seiner Brigade „Hell on Wheels“ in der Garlstedter Heide anstimmen, als zwei der vermeintlichen Umland-Honoratioren in Schlips und Kragen plötzlich Transparente aus den Anzugsjacken zogen. Ekkehard Lentz und Dietmar Tinnei, zwei Aktivisten der Deutschen Friedensunion (DFU), hatten sich unerkannt unter die geladenen Gäste des Militär-Jubiläums gemischt und trugen nun vor dem Bauch, was sie von der Versammlung hielten: „Rüstung ist kein Grund zum Feiern“ der eine und der andere klipp und klar: „Abzug der US-Brigade“.

Schon vor dem Kasernentor hatten 30 unentwegte Friedensfreunde aus Bremen und Osterholz-Scharmbeck mit ähnlichen Sprüchen auf ihren Transparenten ein Spalier für die eintreffenden Gäste gebildet. In einer „Gehblockade“ kreuzten immer wieder Passanten im Bummeltempo über den Zebrastreifen vor der Einfahrt und brachten die Autoschlange zum Stoppen. Doch, daß sie die Parolen der Friedensbewegung bis in die US-amerikanische Offiziersmesse verfolgen würden, das ließ Bürgermeister, Landräte und andere Würdenträger des nordbremer Landes denn doch erschrecken.

Ein paar Helden in Bundeswehruniform versuchten, die Gäste mit dem Transparent in eine Ecke zu drängeln. Viel gelassener - d.h. gar nicht - reagierten dagegen die Gastgeber der US-Army. Sie ließen sich noch nicht einmal aus der Ruhe bringen, als dem Festredner des Bonner Militär -Ministeriums für seine Behauptung, die US-Kaserne wäre vor zehn Jahren von der Bevölkerung herzlich willkommen geheißen worden, lauthals „Lüge“ zugerufen wurde. 50.000 Unterschriften gegen die Stationierung der „Hell on Wheels“ im Naherholungsgebiet waren von der „Bürgeraktion Garlstedter Heide“ in den 70er Jahren gesammelt worden.

Schließlich sprang sogar ein US-Soldat den beiden Friedens -Aktivisten bei. Er entschuldigte sich bei ihnen für die unfreundliche Behandlung durch die Waffenbrüder der Bundeswehr. Die hatten nämlich schon die Polizei gerufen. Als Lentz und Tinnei gerade in ihr Auto steigen wollten, stellten sich zwei Kripo-Beamte aus Osterholz-Scharmbeck in den Weg. Erst nach der ausdrücklichen Bestätigung des US -Soldaten, daß er gegen die beiden Gäste keine Strafanzeige stellen wolle, durften die Friedens-Aktivisten die Militär -Kaserne wieder verlassen.

Sie hatten die Einladungen zum Garlstedter Militärempfang eines Morgens im Briefkasten des Bremer DFU-Büros gefunden und verdanken dem edlen Spender nun dabeigewesen zu sein, als US-General Heldstab in seiner Festrede gestern den Sinn der „Hell on Wheels„-Präsenz vor Bremens Toren so umriß: „Die Aufgabe der Division ist es, einen Krieg zu verhindern aber auf der anderen Seite bereit zu sein, im Namen von Frieden und Freiheit zu kämpfen und zu gewinnen.“

Ase