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Boykott

■ Demonstrationen gegen Ceausescu reichen nicht

Selten genug ist es ja, daß westliche und östliche Linke zusammen gegen die politischen Verhältnisse in einem der „Sozialistischen Länder“ protestieren. Wenn nun anläßlich des Jahrestages des Aufstands in Brasov (Kronstadt) weltweit gegen die menschenverachtende Politik Ceausescus in Rumänien demonstriert wird, dann sind Linke in beiden Blöcken zur Hefe in einem gärenden politischen Teig geworden. Denn überall beginnt man, sich von Ceausescu abzusetzen.

Die letzten Sympathisanten hat der Conducatore noch bei dem Internationalen Währungsfonds und bei denjenigen „Bruderländern“, deren Führungen jeglichen Reformen feindlich gegenüberstehen. Auch wenn die westlichen Finanziers in Ceausescu einen Musterschüler sehen, dem es gelang die „Auflagen“ für die Rückzahlung der Auslandsschulden mit den Mitteln eines unübertrefflichen Sicherheitsapparats auf Kosten des „Konsums“ der Bevölkerung zurückzuzahlen, so hat das rumänische Regime bei den meisten westlichen Regierungen doch Bauchschmerzen ausgelöst. Auch wenn sich die östlichen Orthodoxen über Ceausescus offene Feindschaft zu Gorbatschow freuen, so ist den Reformern der Hinweis auf Rumänien nur noch peinlich.

Doch das allein reicht nicht aus, um irgend etwas in Rumänien zu verändern. Nur konkrete Boykottmaßnahmen der Regierungen im Osten wie im Westen könnten Eindruck auf Ceausescu machen. Wenn weiterhin rumänische Lebensmittel auf westlichen Märkten verkauft und Flüchtlinge von den Nachbarstaaten zurückgeschickt werden können, wenn die Dorfzerstörung trotz der Proteste weitergeht, dann ist das ein Skandal, der überall, im Osten wie im Westen, zu weiteren Aktionen Anlaß gibt.

Erich Rathfelder

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