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Minox trotz Auslastung Vergleich

■ Verhandlungen mit den Banken offenbar erfolglos / Minox-Boom seit Jahren vorbei / Trotzdem Sonderschichten

Gießen (dpa/taz) - Sie ist kaum größer als der Daumen einer Männerhand, die Minox, der Welt kleinste Kamera. Mit ihrem Filmformat von acht mal elf Millimetern ist sie weltweit konkurrenzlos. Auch in der Welt der Spionage ist die Minox bestens bekannt. Läßt sich doch mit dem mattschwarzen Ding quasi aus der hohlen Hand verdeckt fotografieren. Die fingernagelgroßen Negative sind in der Wiedergabe so scharf, daß sie beliebige Vergrößerungen erlauben.

Derzeit ist das Minox-Image stark getrübt: Robert Corduwener, Geschäftsführer und mit 51 Prozent Mehrheitseigner der Minox GmbH, hat am Montag beim Amtsgericht in Gießen den Vergleich beantragt. Vorausgegangen war angeblich eine Vielzahl von Verhandlungen mit Banken sowie Vertretern des Landes und kommunaler Stellen. Der zum Vergleichsverwalter ernannte Frankfurter Rechtsanwalt Wilhelm Schaaf, bundesweit durch die erfolgreiche Sanierung des Elektrokonzerns AEG bekannt, soll versuchen, den drohenden Konkurs des rund 560 Mitarbeiter zählenden und offensichtlich überschuldeten Unternehmens zu verhindern.

Die Firma hatte nach ihrer Gründung 1945 in Wetzlar eine rasante Entwicklung verzeichnet. Der Erfinder der Kleinstkamera, Walter Zapp, der 1938 mit der ersten Minox auf den Markt gekommen war - der VEF Minox Riga - hatte die Produktion der Kamera in den Kriegswirren aufgeben müssen. Zusammen mit einem Freund und der Heuchelheimer Industriellenfamilie Rinn zog er dann nach Kriegsende in Wetzlar mit einer Handvoll Mitarbeiter eine auf dem Rigaer Modell aufbauende neue Minox-Produktion auf.

Ein Jahr, nachdem Zapp 1950 aus dem Unternehmen ausgeschieden war, beschäftigte Minox, nun im neuen Fabrikationsgebäude in Heuchelheim, schon rund 300 Mitarbeiter. Rasch ging es weiter aufwärts. In den sechziger Jahren, lag der Umsatz bei rund 17 Millionen Mark pro Jahr.

Der Minox-Boom hielt an bis 1980: Damals produzierten 926 Mitarbeiter im Jahr rund 50.000 Kameras und erwirtschafteten damit - wie auch mit der Herstellung und dem Vertrieb von Lesegeräten und Mikroverfilmungen für die Industrie - einen Jahresumsatz von rund 67 Millionen Mark. Im übrigen war die Firma Anfang der 70er Jahre auch in die Produktion normaler Kleinbildkameras im Filmformat von 35 Millimetern eingestiegen. Auch dieses Geschäft blühte bis 1980, dann ging es allerdings gerade mit diesen Kameras abwärts: Das Rinnsche Familienunternehmen Minox bekam die japanische Konkurrenz auf dem Kleinbildkameramarkt zu spüren.

1984 stellte Minox rund 90 seiner 810 Mitarbeiter für ein Jahr frei. Der Export, bislang etwa die Hälfte der jährlichen Kameraproduktion, schrumpfte wegen der Dollarschwäche auf derzeit rund 40 Prozent; der Umsatz betrug 1987 nur noch 59 Millionen DM.

Im Februar 1988 kaufte die ebenfalls in Heuchelheim ansässige und mit den Eigentümern verwandte Zigarrenfabrik Rinn + Cloos AG das notleidende Unternehmen, und führte für einen großen Teil der im Fotobereich Beschäftigten Kurzarbeit ein. Im April übernahm der Holländer Robert Corduwener 51 Prozent der Anteile und schoß Kapital nach. Corduwener hatte sich als Sanierer und Manager der Düsseldorfer Niederlassung des schwedischen Telekommunikationsherstellers Ericsson AB einen Namen gemacht. Kurz nach seinem Einstieg mußten 186 der damals noch 740 Minox-Mitarbeiter gehen. Die Kapitalerhöhung und neue Unternehmensführung entsprach den Plänen der Unternehmensberatungsfirma Kienbaum, die von Januar 1987 bis März 1988 bei Minox das Management auf Zeit übernommen hatte.

Corduwener zeigte sich damals vor der Presse optimistisch, Minox bis Jahresende aus den roten Zahlen zu haben. Und auch jetzt, nach dem Vergleichsantrag, berichtet die Firma von einer guten Auftragslage. Es werde weiter produziert. Man erwarte einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Mark. Jetzt gelte es, auch mit Sonderschichten, das Vertrauen von Lieferanten, Handel und Kunden zu sichern, um die Arbeitsplätze erhalten zu können. Zum Widerspruch zwischen der guten Auslastung des Unternehmens und dem Antrag auf Vergleich wollte man bei Minox gestern keine Erklärung abgeben. Nach dem Vergleichsantrag könne sich dazu nur noch der Vergleichsverwalter Schaaf äußern, der allerdings nicht erreichbar war. Bei Kienbaum zeigte man sich über den Vergleichsantrag „völlig überrascht“. Man meinte, im April einen tragfähigen Sanierungsplan erstellt zu haben.

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