piwik no script img

Stuttgarts FDP streitet um 335 Meter Rollbahn

FPD will sich am Stuttgarter Flughafenausbau profilieren / Filderbauern fühlen sich verkauft  ■  Aus Stuttgart Dietrich Willier

Seit über zwanzig Jahren wehrt sich die Bevölkerung der Fildern bei Stuttgart erfolgreich gegen den Ausbau des dortigen Flughafens. Neben 8.000 Bürgern klagt seit Anfang letzten Jahres auch die Stadt Stuttgart gegen das Planfeststellungsverfahren, Zünglein an der Waage war bei dieser Gemeinderatsentscheidung die FDP. Zwischen 0 und 1.380 Metern Startbahnverlängerung, das war die die Frage.

Doch dann sackten die Freidemokraten bei den letzten Landtagswahlen auf ihr bisher schlechtestes Ergebnis. Walter Döring, bisheriger Landesvorsitzender, kam zwar in den Landtag, mußte aber den Parteivorsitz an den Bürgermeister Friedrich Wilhelm Kiel abgeben, und der wiederum sah allen Grund, sich und seine Partei schleunigst zu profilieren.

Im November letzten Jahres war das Profil gefunden: die Startbahn des Stuttgarter Flughafens. Nicht 1.380 Meter, wie die Landesregierung das wünscht, 1.035 Meter forderte Kiel und provozierte damit den ersten Streit seiner Amtszeit. Der Fraktionsvorsitzende Döring und Freunde nämlich wollen nur 885 Meter zugestehen. Der Streit war also programmiert.

Unsinnige Hahnenkämpfe, nach denen der Landesvorsitzende „Kiel-oben“ schwimmen könnte, kommentieren einige der 400 Landesdelegierten. Heftige Diskussionen von Filderbauern mit FDP-Delegierten, sie fühlen sich von der Umfaller-Partei verarscht. Zu erklären sei das nur, mischte sich aus der Ferne Graf Lambsdorff ein, wenn die liberale Landespartei nichts anderes zu tun habe, als sich um 150 Meter Startbahn zu streiten. Den größten Beifall auf dem gestrigen Landesparteitag erhielt der Vorsitzende denn auch, als er den Delegierten versprach, zu einem anderen Thema zu kommen.

Morgen wird FDP-Bundesprominienz in Stuttgart erwartet. Zum traditionellen Dreikönigstreffen in der Stuttgarter Oper werden König Ohr, König Silberknauf, ein neuer Wirtschaftskönig, Königin Schmalz und König Kieloben versuchen, Beifallsstürme zu entfachen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen