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Gutachterstreit im Krankenschwester-Prozeß

Wuppertal (ap) - Die wegen 17fachen Mordes angeklagte Krankenschwester Michaela Roeder, hat nach Ansicht der psychiatrischen Gutachter Eberhard Schorsch und Herbert Maisch ihre Opfer nicht aus Mordlust, sondern aus Mitleid getötet.

Der Verteidiger Siegmund Benecken sagte am Mittwoch am Rande des Wuppertaler Prozesses, nach dem Gutachten sei die Krankenschwester bei ihrer Arbeit subjektiv überfordert gewesen. Deshalb lasse sich der vom Staatsanwalt erhobene Vorwurf des Mordes nicht aufrechterhalten.

Staatsanwalt Karl-Hermann Majorowsky hatte der Angeklagten am ersten Verhandlungstag vorgeworfen, sich als „Herrin über Leben und Tod“ der Patienten gefühlt und insgesamt 17 Patienten mit blutdrucksenkdenden sowie den Herzmuskel lähmenden Medikamenten ermordet zu haben. Das Gericht hatte bereits bei der Eröffnung des Verfahrens angekündigt, entgegen dem Mordvorwurf der Anklage komme auch eine Verurteilung wegen Totschlags in Betracht.

Das bislang noch nicht veröffentlichte Gutachten der beiden Hamburger Wissenschaftler führte am zweiten Prozeßtag vor der 5.Großen Strafkammer des Wuppertaler Landgerichtes zu einem heftigen Streit zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Staatsanwalt Majorowsky kündigte einen Befangenheitsantrag gegen die zunächst von ihm selbst vorgeschlagenen Gutachter an. Angesichts des vorgelegten Gutachtens sei die Neutralität der Psychiater aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht mehr gegeben.

Gleichzeitig forderten die Staatsanwaltschaft und ein Nebenkläger die Hinzuziehung eines weiteren Gutachters. Das Gericht lehnte dies jedoch ab.

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