: Münchner UNiMUT gegen Möllemann
■ Bundesbildungsminister Möllemann in Ludwig-Maximilian-Universität ausgebuht / Uniweiter Streik jetzt auch in Marburg / Demo gegen „Winterball“ der Professoren in NÜrnberg / Gespannte Ruhe in Berlin
München/Nürnberg (taz) -Im größten Hörsaal der Münchener Uni brach Donnerstagnachmittag geballter UNiMUT los, Bildungsminister Möllemann war zu Gast. „Wir haben keine Lust, uns das altbekannte Gequatsche anzuhören. Wir wollen dem Kerl endlich mal unsere Forderungen präsentieren“, formulierte die Vollversammlung der StudentInnen. Mit starrem Blick, offensichtlich abwesend und dennoch kopfschüttelnd, lauschte der Minister den Forderungen der StudentInnen. Die mahnten lautstark mehr Mittel und Mitbestimmung an, gaben der Bildung den Vorzug vor Rüstung. Der Minister machte seinen Abgang und ließ sich von seinen Begleitern den Weg aus dem Hörsaal freiboxen. Danach zogen rund 5.000 StundentInnen spontan zur TU, um ihre Probleme auch Bayerns Wissenschaftsminister Wild „knallhart klarzumachen“.
Institute in Marburg und Giessen besetzt
Die uniweite Vollversammlung der Phillips-Universität in Marburg hat sich am Donnerstag abend für einen Streik ausgesprochen. In der Nacht besetzten StudentInnen die Philosophische Fakultät, in der 10 Fachbereiche untergebracht sind. Die Besetzung soll kommende Woche weitergehen.
An der Justus-Liebig-Universität in Giessen sind drei weitere Institute besetzt worden. Insgesamt sind an der mittelhessischen Uni jetzt sieben Institute okkupiert. Nach Angaben der StudentInnen soll Unipräsident Bauer angedroht haben, Schadensersatz in Höhe von täglich 10.000 bis 12.000 Mark zu fordern, falls das Unihaupt- und Verwaltungsgebäude nicht bis zum kommenden Montag geräumt wird.
Bettelstudenten in Nürnberg
Der diesjährige „Winterball“ der Professoren und Mitarbeiter der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird vom Studentenstreik nicht unberührt bleiben. Die geladenen Gäste im Frack und Abendkleid müssen sich heute durch eine Gasse aus „Bettelstudenten“ und „Pennern“ zwängen, um in die Meistersingerhalle vorzudringen. Dabei werden sie „ganz zwanglos“ um eine „milde Gabe“ gebeten. Treffpunkt hierfür: 17 Uhr Audimax in Erlangen, 18 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg.
Medizinpraktika
in Berlin abgesagt
In Berlin ist unterdessen nach dem Abzug der Polizei vom Campus gespannte Ruhe eingekehrt. Die Medizinpraktika, für deren Durchsetzung die Uni-Leitung den massiven Polizeieinsatz angefordert hatte, sagte der Dekan des Fachbereichs gestern ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen