piwik no script img

Tiefflugkrieg im Südhessischen

■ US-amerikanische Thunderbolds fliegen Scheinangriffe auf Munitionsdepot und Ortschaft

Freigericht (taz) - Nach Augenzeugenberichten haben gestern US- amerikanische Kampfflugzeuge des Typs „A 10 Thunderbold“ Scheinangriffe auf die Gemeinde Freigericht und das US -amerikanische Munitionsdepot Bernbach im Main-Kinzig-Kreis geflogen. Bei den Maschinen handelt es sich um den gleichen Typ, der im vergangenen Jahr über dem Stadtgebiet von Remscheid abstürzte und damit eine Katastrophe auslöste.

„Es war wie im Krieg - sie kamen von allen Seiten und stürzten bis kurz über die Baumwipfel und Dächer herunter“, berichtet Gudrun Meier von der Friedensinitiative Freigericht über die gestrige Aktion. Die Kriegsgeräte hätten den Gemeindeteil Horbach und das Depot „ab 10.30 Uhr in viertelstündigen Intervallen bis zum Nachmittag angegriffen“. Auf Nachfrage erklärte der Sprecher des Landratsamtes Main-Kinzig, Heinrich Sülzer, daß es sich um einen „fünf bis acht Maschinen starken Verband, wahrscheinlich der US-Amerikaner“ gehandelt habe.

Die US-Army gab sich bedeckt: Unisono erklärten SprecherInnen des V. US-Corps in Frankfurt und des Öffentlichkeitsbüros in Hanau, daß ihnen von entsprechenden Vorgängen nichts bekannt sei. Woher die Maschinen kämen, sei noch nicht geklärt. Dem Bundesamt für Flugsicherung bei Frankfurt lagen über entsprechende Flugbewegungen in den nicht als Tieffluggebiet ausgewiesenen Ortschaften keine Anmeldungen vor. „Wenn die Maschinen in einer Höhe von 150 bis 400 Metern nach Sichtflug fliegen, dann unterliegen sie nicht der deutschen Flugsicherung“, so der Sprecher des Landratsamtes weiter.

Die Grünen im Landtag kritisierten die „Vorgänge im Luftraum über Freigericht, der auch als Warteschleife 'Charly‘ des Frankfurter Zivilflughafens dient, schärfstens“. Der grüne Landtagsabgeordnete Fritz Hertle kündigte an, die Scheinangriffe „parlamentarisch aufzugreifen“.

M.B.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen