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Totalverweigerer stellte sich

Göttingen (taz) - Die viermonatige Flucht des Totalverweigerers Martin Gold ist zu Ende. In einer öffentlichen Aktion stellte er sich am Samstag um 12Uhr mittags in der Göttinger Zieten-Kaserne. Nach Gold war auch international gefahndet worden.

Auf einer kurzfristig organisierten, dennoch überfüllten Veranstaltung hatte der 20jährige am Vorabend über die Motive und den Verlauf seiner Totalverweigerung informiert. Bereits vor zweieinhalb Jahren, sagte Gold, habe er sich zu diesem Schritt entschlossen. Er lehne die militärische Verteidigung und das Militär, das schon in Friedenszeiten die ökologischen Grundlagen zerstöre und der Gesellschaft undemokratische Strukturen aufdrücke, grundsätzlich ab. Da auch Zivildienstleistende im Kriegsfall in die militärischen Strukturen eingebunden würden, kam eine „normale Kriegsdienstverweigerung“ für Gold „nicht in Frage“. Die von ihm von vornherein befristete Zeit seines Wegbleibens von der Truppe nutzte Gold für Öffentlichkeitsarbeit.

Den Totalverweigerer erwarten nun die Arrestzelle, Untersuchungshaft und, weil er keinem Befehl nachzukommen gedenkt, eine Gefängnisstrafe „nicht auf Bewährung“. Ein Bundeswehr-Erlaß legt fest, daß Totalverweigerer zwecks Abschreckung potentieller Nachahmer nicht unter einem Jahr Knast davonkommen sollen. Denkbar, weil an anderen Verweigerern schon praktiziert, sind darüber hinaus zwangspsychiatrische Maßnahmen. Gold am Freitag abend: „Ich hoffe, daß ich das alles durchhalte.“ 30 Leute begleiteten den Totalverweigerer am Samstag auf seinem schweren Gang. Gold wurde verhaftet und noch am selben Nachmittag zur Polizeiwache gebracht.

Reimar Paul

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