: „Perverser Mißbrauch“
■ Der Schöpfer der Filmmelodie „Spiel mir das Lied vom Tod“ distanziert sich von den „Republikanern“
Der Komponist der weltberühmten Filmmelodie zum Italowestern „Spiel mir das Lied vom Tod“ hat sich gestern in einem Schreiben an unsere Zeitung von den rechtsradikalen „Republikanern“ distanziert. Die Republiker hatten einen Werbespot für ihre Partei mit dem schaurig schönen Mundharmonika-Instrumentalsong untermalt. Der SFB hatte sich geweigert, den ausländerfeindlichen Filmbeitrag zu senden, unterlag dann aber vor Gericht.
Weil er sich nicht in Italien befand, erfuhr Morricone erst jetzt von „dem Mißbrauch“ seiner Musik „für Werbezwecke“. Morricone: „Die einzigen, die einer solchen Verwendung zugestimmt haben können - vorausgesetzt, daß dies im gesetzlichen Rahmen stattfand -, sind die Inhaber der Verlagsrechte für dieses Musikstück in der Bundesrepublik.“ Er selbst hätte es versucht, zu verhindern, daß eine „extrem rechtsstehende Partei“ sein Filmthema für eigene Zwecke benutzt. „Ich lehne rigoros diesen perversen Mißbrauch meiner Musik aus 'C'era una volta il west‘ ab, der meine Ideale und die des Regisseurs beleidigt und der einen krassen Widerspruch zur ethischen Intention und zur Bedeutung dieses cinematographischen Werkes darstellt!“ empört sich der 61jährige Strawinski-Fan weiter.
Die „Republikaner“ sind indes nicht die einzigen, die mit Morricones Filmusik Stimmung erzeugen wollten, obwohl es dem Komponisten nicht recht ist. So wurde mit einem Musikthema, das der Italiener für den Film „Mission“ geschrieben hatte, für Speiseöl im italienischen Werbefernsehen und Deodorants in der britischen BBC geworben. Gegen beides hatte der weltberühmte Musiker vergeblich protestiert. Ein Vetorecht gibt es für die Komponisten in solchen Fällen nicht.
„In diesen Zeiten kann Musik, die aus künstlerischen Gründen entsteht, leicht ohne das Wissen der Schaffenden in Werbespots erscheinen. Auch wenn es für uns Komponisten schmerzlich ist, so ist diese Realität inzwischen gang und gäbe“, schreibt der Künstler.
Morricone hat in der Vergangenheit sehr eng mit Regisseur Sergio Leone gearbeitet. Mit der Musik von „Spiel mir das Lied vom Tod“ wurde er weit über Italien hinaus berühmt.
Nachdem der Film Ende der 60er Jahre in den deutschen Kinos angelaufen war, standen die Fans in Kleidergeschäften Schlange, um sich die langen Regenmäntel, mit denen die Westernhelden im Film herumlaufen, zu ergattern. Der deutsche Verleihtitel „Spiel mir das Lied vom Tod“ wurde von Filmkritikern übrigens in die Hitliste der der peinlichsten Übersetzungen aufgenommen.
ccm
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