Kein guter Doktor-betr.: "Dellwos Zustand besorgniserregend", taz vom 14.3.89

betr.: „Dellwos Zustand besorgniserregend“, taz vom 14.3.89

Wir haben am 13.3.89 in einer Pressekonferenz über unseren Besuch im Hochsicherheitstrakt der JVA Celle I berichtet. Als Mitglieder im Unterausschuß Strafvollzug des Niedersächsischen Landtages haben wir gemeinsam mit den dort Inhaftierten Karl Heinz Dellwo, Lutz Taufer und Knut Folkerts ein Gespräch führen können. Gesprochen haben wir über die Forderungen der Gefangenen, vor allem über die Forderung der Zusammenlegung. Wir unterstützen diese Forderung angesichts der zerstörerischen Bedingungen der Iso -Haft, die auch im sogenannten Normalvollzug bei den in Celle I gegebenen Verhältnissen in der dortigen Sicherheitsabteilung weiter zu erwarten sein würden. Die Zusammenlegung in großen Gruppen ist zwingend notwendig, um den Gefangenen wenigstens die Chance von Diskussionen, Kommunikationen und sozialer Interaktion als Mindestvoraussetzung für eine Lebens- und Überlebensstrategie im Knast zu ermöglichen. Wir sind überzeugt, daß die drei Gefangenen, insbesondere Karl Heinz Dellwo, entschlossen sind, den Hungerstreik bis zur Erreichung des von ihnen formulierten Ziels fortzusetzen.

Dabei ist es wohl selbstverständlich, daß wir uns über den Gesundheitszustand der drei Gefangenen, insbesondere über den von Karl Heinz Dellwo, der nun schon sechs Wochen im Hungerstreik ist, Gedanken machen und daß wir besorgt sind. Ärgerlich ist jedoch, wenn der Bericht von Voges und Rosenkranz den Eindruck erweckt, als wäre da ein guter Doktor zu den armen Gefangenen gekommen. Das entspricht weder unserer Absicht noch dem Verlauf des Besuches und auch nicht der Darstellung, die wir in der Pressekonferenz gegeben haben.

Marion Schole, Peter Hansen, Die Grünen, Hannover