Bahnhof: Zwischenlager für Atommüll

Waggons mit abgebrannten Brennelementen aus dem niederbayerischen Kernkraftwerk Ohu werden mitten durch München rangiert / Stundenlang steht der hochradioaktive Müll am Münchner Ostbahnhof  ■  Aus München Luitgard Koch

Mitten in der bayerischen Landeshauptstadt München wird von der Bundesbahn radioaktiver Atommüll verschoben. Die Waggons mit abgebrannten Brennelementen kommen aus dem niederbayerischen Atomkraftwerk Ohu bei Landshut. Ihr Ziel ist die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Auf dem Weg dorthin durchqueren sie nicht nur den Landkreis Freising, sondern werden am Münchner Ostbahnhof zwischengelagert.

Die brisante Ladung trifft meist nachts gegen 22.00 Uhr ein. Nach vier Stunden geht die Fahrt weiter. Der S-Bahn -Knotenpunkt Ostbahnhof liegt direkt im Münchner Stadtteil Haidhausen, einer der dichtbesiedeltsten Regionen der weiß -blauen Hauptstadt. Aber auch schwachradioaktiver Müll etwa aus dem Versuchsreaktor Garching läuft am Münchner Ostbahnhof routinemäßig über die Schiene, wie die Bundesbahndirektion Mainz freimütig gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärte. Bereits 1987 wurde hochradioaktives Plutonium sowie abgebrannte Brennelemente auf diesem Weg transportiert, so die SPD-Stadtratsfraktion.

„Transporte abgebrannter Brennelemente durch das Stadtgebiet München haben bisher nicht stattgefunden“, behauptete demgegenüber noch im Januar dieses Jahres das bayerische Umweltministerium auf eine Anfrage der Münchner Grünen. Nachdem die Bundesbahn mit ihren Informationen großzügiger umging, kam das Umweltministerium jetzt in Bedrängnis. „Wir sind nur für die Straße zuständig“, versuchte sich der Leiter der Abteilung Kernenergie, Josef Vogl, rauszureden. „Hier wurde anscheinend bewußt die Unwahrheit gesagt, um die MünchnerInnen im unklaren zu lassen über die Gefahrentransporte, die sich vor ihrer Haustüre abspielen“, kritisierte das der grün-alternative Stadtrat Thomas Ködelpeter.

Bereits Ende vergangenen Jahres erfuhr der grüne Landtagsabgeordnete Christian Magerl daß der Atommüll von Ohu auf der Schiene durch den Landkreis Freising rollt. Es lag daher nahe, daß dieser Atommülltransport nach La Hague auch über die bayerische Landeshauptstadt führt. Um die rollenden Bomben aus dem Stadtgebiet zu verbannen, wird die grüne Landtagsabgeordnete Margarete Bause im Landtag einen Antrag auf Verbot der Transporte stellen.