: Vogel knüpft den Teppich für Momper
■ SPD-Chef Vogel will Momper-Besuch mit Gorbatschow erörtern / Moskau-Besuche Berliner Bürgermeister scheiterten bislang an der Statusfrage / Außenstelle der Friedrich-Ebert-Stiftung in Moskau eröffnet
Moskau (dpa/afp) - Der SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel will mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow auch über einen möglichen Moskau-Besuch des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Walter Momper (SPD), sprechen. Dies würde in die politische „Gesamtentwicklung hineinpassen“, sagte Vogel vor Journalisten in der sowjetischen Hauptstadt.
Vogel, der am Montag seine Gespräche aufnahm, trifft am Dienstag Gorbatschow im Gebäude des Zentralkomitees. Wichtigste Gesprächsthemen werden der Stand des sowjetischen Reformprozesses und Abrüstungsfragen sein. Auch die geplante Nachrüstung für die in der Bundesrepublik stationierten Lance-Raketen dürfte zur Sprache kommen.
Bislang waren Besuche von Mompers Vorgängern an Statusfragen und protokollarischen Problemen - vor allem an der Betreuung durch deutsche Diplomaten bei offiziellen Gesprächen im Kreml - gescheitert. Walter Momper selbst hatte am Wochenende seine Absicht bekräftigt, sobald wie möglich nach Moskau zu reisen. Er sei optimistisch, daß die Hindernisse ausgeräumt werden könnten. Auch ein Vertreter des sowjetischen Außenministeriums hatte sich kürzlich positiv zu einer solchen Besuchsmöglichkeit geäußert. In Moskau hieß es, ein Besuchstermin Mompers komme noch für dieses Jahr in Frage.
Am Montag nachmittag wurde in Moskau eine Außenstelle der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) eröffnet. Das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU will im Gegenzug ein Büro in Bonn einrichten. Der FES-Vorsitzende Holger Börner erklärte bei der Einweihung, die Stiftung wolle sich in Moskau als dialogbereiter und offener Gesprächspartner präsentieren, ohne bestehende Gegensätze zu verdecken oder dem anderen die eigenen Grundüberzeugungen aufzudrängen.
Bei der Eröffnung des Büros würdigte Vogel die Ostpolitik Willy Brandts. Von dort gehe eine unmittelbare Linie direkt bis zum heutigen Ereignis. Außerdem sei als wesentliches Element die Reformpolitik Gorbatschows hinzugetreten, in deren Verlauf sich die UdSSR nach innen und außen für vielfältige Formen der Meinungsäußerung und des Meinungsaustausches geöffnet habe.
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