: Der Krieg geht weiter / Interview mit Ramon Custodio
Dr.Ramon Custodio, Vorsitzender der honduranischen Menschenrechtskommission (Codeh) und vom Zentralamerikanischen Menschenrechtskomitee Codehuca, einem Zusammenschluß der regierungsunabhängigen Menschenrechtskomitees aus Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica.
taz: Warum weigert sich die UNO, das Codehuca anzuerkennen?
Ramon Custodio: Das Codehuca hat im Januar zum zweiten Mal den Status als beratendes Organ der Vereinten Nationen beantragt. Dabei trafen wir auf die Opposition der Delegierten von Costa Rica. Sie behauptete, unser Bericht zur Menschenrechtssituation in Costa Rica sei zu kritisch ausgefallen.
Letztes Jahr wurde Honduras vor dem Menschenrechtstribunal der OAS schuldig gesprochen, den Studentenführer Angel Manfredo Velasquez verschleppt und ermordet zu haben. Was wurde aus der Wiedergutmachung?
Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrecht ordnete in seinem Urteil vom 29.Juli 1988 die Festsetzuung einer Entschädigung an. Die Interamerikanische Kommission sollte die Höhe in sechs Monaten mit der honduranischen Regierung aushandeln. Bisher steht fest, daß die Witwe und die Kinder entschädigt werden sollen. Honduras hat so das traurige Privileg, als erster Staat schuldig befunden worden zu sein, einen Menschen entführt zu haben (anders als El Salvador und Guatemala unterwirft sich Honduras der Jurisdiktion des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofes).
Die Armee versucht, Ihnen einen Mord in die Schuhe zu schieben. Was steckt dahinter?
Die honduranische Presse hat Erklärungen von mir falsch betitelt. Ich hatte gesagt, früher oder später würde herauskommen, wer Miguel Angel Pavon ermordet hat. Die Nachricht trug dann den Titel: „Custodio kennt den Mörder.“ Das versetzte die Armee in Alarmbereitschaft. Zufällig hatte ein ehemaliges Mitglied der Todesschwadron „Bataillon 316“ gegenüber der 'Washington Post‘ die Mörder Pavons benannt. Sie heißen Leutnant Mario Abdural Quinones und Sergeant Jaime Rosales. Deswegen machte sich die Armee lächerlich, als sie einen ehemaligen Vertrauten von Pavon dazu brachte, mich der Anstiftung zum Mord zu beschuldigen. Ich habe Dokumente vorgelegt, die beweisen, daß ein weiterer Zeuge gekauft werden sollte, um gegen mich auszusagen.
Ist auch die US-Botschaft an der Kampagne gegen Sie beteiligt?
Die US-Botschaft hat im April 1988 ein Handbook on Honduras herausgegeben, in dem ich als kommunistischer Ideologe bezeichnet werde. In Honduras bedeutet diese Anschuldigung praktisch das Todesurteil. Das ist auch nicht anders, als wenn der Iran den Schriftsteller Rushdie angreift.
Das Gespräch führte Manuel Rodriguez in Bonn
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