XX (Gedicht)

'Nein, das ist er nicht.‘

'Doch, er ist es.‘

'Nein, er ist es nicht. Das ist nicht möglich, er kann es nicht sein.‘

'Schau hier, die Narbe von der Spritze.‘

'Nein, er ist es nicht.‘

'Schau hier, die Zahnkronen,

die ihm Miguel vor sechs Monaten machte.‘

'Nein, er ist es nicht.‘

Wie kann er es sein, wenn er ohne Augen ist?

Wie kann er es sein, ohne seine schweren Hände?

Wie kann er es sein, wenn sie ihm die Hoden abgeschnitten haben?

Wie kann er es sein, ohne Gitarre und Lied,

ohne die Falten auf seiner Stirn

wenn es brenzlig wird,

ohne sein Lächeln bei der Arbeit,

ohne die Stimme, die tief in Gedanken spricht,

ohne dies Albernsein, wenn er mir Blumen schenkte?

Wie kann er es sein?

Er ist es nicht. Ich sage dir, er ist es nicht.

Ich will nicht, daß er es ist.

Sagen wir mal, zum Beispiel,

daß heute nachmittag

Italien den Weltcup gewonnen hat.

Die Menschen strömen auf die sommerheißen Straßen,

sie singen

und winken mit Fähnchen

in wilder Begeisterung.

Sagen wir mal, zum Beispiel, daß sie glücklich sind,

ihr Freudentaumel,

die Massenfete

bringt sie zusammen.

Jeder einzelne Italiener hat die Tore auf jenem Platz geschossen.

Sagen wir mal, zum Beispiel, daß ich einen

kleinen Japaner gesehen hab‘,

mittendrin in der festlichen Menge

mit einem Fähnchen,

der tanzte und hüpfte und schrie

in seinem Japanisch aus Tokio Beifall für Italien.

Und sagen wir mal, daß ich

früher ein Fan von Pepino Toledo,

Von Gigante Rodriguez,

Von Mito Marroquin und Tarzan Segura,

und mal als Junge mein Bett verkauft hab,

um Minicipal gegen Saprissa spielen zu seh'n,

selbst auf dem Flügel spielte und in der Verteidigung,

als ich jung war,

-daß ich dort stehe, in Florenz oder Rom, an der Ecke,

und beim Anblick der seligen Menge

mein Land nicht vergessen kann,

die Massaker.