piwik no script img

GEW organisiert Nica-Hilfe

■ .. mit Berufsschülern / „Ich liebe die Mädchen von Corinto“

Wenn in einigen Wochen ein sowjetischer Frachter den Hafen von Corinto in Nicaragua anläuft, wird dort ein Container gelöscht werden, dessen Äußeres auf eine ganz besondere Geschichte schliessen läßt. „Bremen - Corinto. Solidarität GEW - ANDEN“ prangt in den Revolutionsfarben und übergroßen Lettern an der Backbordseite des guten Stücks. Ins Staunen aber werden die geraten, die bei der Bergung des Inhalts zugegen sein werden. Schreibtische und Drehstühle, eingesessen und mit Gravur versehen, wunderschöne alte Nähmaschinen, Teekisten, die Bleistifte und Hefte, Lineale und allerlei anderen wunderlichen Schulkrams beherbergen, kommen dann zum Vorschein.

Anlässlich des Bremen-Aufenthalts des Vorsitzenden der nicaraguanischen Lehrergewerkschaft ANDEN, Guillermo Martinez, nutzten Lehrer und Schüler der Allgemeinen Berufsschule an der Reiherstrasse die Gelegenheit, ihr „Container-Projekt“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Ingo, Bernd, Oguz, Metin, Frank und ihre sieben Mitschüler sind Auszubildende im Berufsgrundschuljahr. Stahlbauschlosser heißt das Ausbildungsziel, und dafür muß Schüler jede Menge wissen über Volumen-und Flächenberechnung, sollte über Korrosionsschutz und Schneidbrennen fachsimpeln und das Einpassen, Schweißen und Heften von Blechen auch ganz praktisch beherrschen. Daß dies auch am nützlichen Objekt zu bewerkstelligen ist, haben die Jungs nun zusammen mit ihrem Theorielehrer Ewald Kornol und dem Werkstattmeister Klaus Peters bewiesen. Mit Spenden von Bremer LehrerInnen wurde ein Altcontainer gekauft und von der Klasse repariert und mit neuem Glanz versehen. An drei Schulen wurden „mit Erlaubnis“ des Bildungssenators ausrangierte Möbel und Materialien für Corinto zusammengestellt. Auch für die Schüler ein Beleg, wie eine Städtepartnerschaft von unten belebt werden kann. Gelernt haben sie auch über Nicaragua einiges, berichten sie. Doch einmal die Verhältnisse in Corinto selbst erleben zu können'daran glauben sie nicht. „Ein Traum, aber kein Geld“ - ist ihre Einschätzung. So werden die Mädchen von Corinto weiter rätseln müssen, wie denn jene pauschale Erklärung „Ich liebe die Mädchen von Corinto“ auf die eine Teekiste kam - falls es sie interessiert.

Bereits jetzt begeistert zeigte sich Giullermo Martinez von dieser Aktion Container. Nicht nur, daß sein Land die materiellen Hilfen braucht, auch diese Art von Schule und Unterricht könnte ein Vorbild für das Schulwesen in Nicaragua sein. Damit die Unterstützung für die Schulen in Corinto weitergeht, hat die Bremer GEW ein Spendenkonto eingerichtet (BfG Konto 100 2000 801, „Nicaragua“) und liebäugelt längst mit einem zweiten Container.

Andreas Hoetzel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen