: Verdrehte Natur-betr.: "Gentest: nach Petunien jetzt Kartoffeln", taz vom 23.5.89
betr.: „Gentest: Nach Petunien jetzt Kartoffeln“,
taz vom 23.5.89
Mir graut vor einer Natur, die von Menschen verdreht wird, nur um noch mehr Geld zu verdienen.
Während man bei der Atomkraft noch die natürliche Konsequenz erahnen mag: Krebs und Mißbildungen für 250.000 Jahre, steht man vor der Genetik wie vor einem grauenhaften Abgrund. Wer glaubt denn ernsthaft, daß eine Technik, der die Angst vorausgeht, sich dann heilvoll auswirken wird?
Woran glauben die noch, die ihre genetischen Träume verfolgen? An sich selbst, an ihre Karriere, ans Geld, und sie sind alle gute Christen. Die Unterwerfung und Bezwingung der Natur und aller Kreaturen sowie die absolute Herrschaft wurde und wird von der Kirche spirituell legitimiert. Im Christentum wurde den Tieren die Seele abgesprochen und die Forderung nach „Gehorsam gegenüber dem Herrn“ setzt sich fort als die Herrschaft des weltlichen Herrn.
Der Schlüssel zu den destruktiven Tendenzen liegt einwandfrei in der Denkweise, und die ist bestimmt vom Glauben, denn der ist die Grundübereinstimmung, die Basis für alles weitere. Dabei braucht man nicht einmal in die Kirche gehen, das hat man nach 1.000 Jahren Predigt einfach drin.
Der Destruktion, die die Genetik betreibt, muß man Widerstand entgegensetzen, das heißt: Kein Rädchen sein und Auswege suchen, eine freie Geisteshaltung zu entwickeln und zu einer natürlichen Spiritualität finden.
Widerstand untergräbt nicht die Demokratie, im Gegenteil, er bildet sie. (...)
Christian Brüning, Köln
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