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DDR-Flüchtlingsstrom hält an

Wien / Budapest (afp / dpa) Trotz der verstärkten Grenzkontrollen zwischen Ungarn und Österreich reißt der Strom von DDR-Flüchtlingen nicht ab. Über 800 DDR-Bürger meldeten sich in den vergangenen drei Tagen in der deutschen Botschaft in Wien, alleine 300 am Montag, teilte ein Sprecher der Vertretung mit. Nach verschiedenen Berichten fliehen die DDR-Bürger mittlerweile nicht mehr in großen Gruppen. Unter den Flüchtlingen, die vom Abbau des Eisernen Vorhangs profitieren, sind den Berichten zufolge nun auch Rumänen und Tschechoslowaken. Etwa 1.500 DDR-Bürger sollen nach Informationen aus Wien in der Gegend von Sopron auf eine Gelegenheit zur Flucht warten. Die Flüchtlinge seien verzweifelt, da ihnen Lebensmittel und Geld ausgingen und ihre Visa bereits abgelaufen seien. Auch in Budapest warten noch immer 1.500 DDR-Bürger auf eine Ausreisemöglichkeit. Angesichts der schwierigen Lage wollen die ungarischen Behörden in Zusammenarbeit mit dem nationalen Roten Kreuz ein drittes Flüchtlingslager für DDR-Bürger einrichten. Wie die Regierungszeitung 'Magyar Hirlap‘ am Montag berichtete, soll das neue Hilfszentrum in Leanyfalu an der Donau (rund zehn Kilometer nördlich von Budapest) liegen.

Zur Erleichterung einer Lösung für die DDR-Flüchtlinge forderte der deutschlandpolitische Sprecher der CDU/CSU -Fraktion, Eduard Lintner (CSU), die EG-Partnerstaaten auf, so schnell wie möglich einer Abschaffung der Visumpflicht zwischen der Bundesrepublik und Ungarn zuzustimmen. Der Staatssekretär im ungarischen Außenministerium, Laszlo Kovacs, begrüßte inzwischen diesen Vorschlag, hob gleichzeitg aber hervor, daß dadurch die rechtliche Situation für die DDR-Bürger in Ungarn nicht entschärft würde. Sie verfügten nicht über den notwendigen Einreisevermerk in ihren - von der Bundesrepublik ausgestellten - Reisepässen.

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