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DAMENDRAMEN, FOLGE ZWEI

Unveröffentlichtes aus dem Briefwechsel Zoo Berlin - Radio 100  ■ D O K U M E N T A T I O N

Radio 100 an Zoo Berlin-Pressestelle am 28.08.1989:

Liebe KollegInnen!

Wie Sie sicher schon wissen, startet Radio 100 am 1.September 1989 sein 24-Stunden-Vollprogramm. Dabei werden natürlich auch einige neue Redaktionen ins Leben gerufen. Zu diesen gehört auch das Morgenmagazin „Morgengrauen“. (...) Die Arbeit bei Radio 100 behindern würde es allerdings, wenn Sie andere Redaktionen aus Ihrem Verteiler streichen würden. Wir freuen uns auf gute Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Heidje Beutel

Zoo Berlin an Radio 100 am 31.08.1989 (1.Blatt):

Eine Spende des KaDeWes macht's möglich: Sechs afrikanische Marabus im Berliner Zoo!

Jedermann kennt die wichtige Funktion, die die Marabus im Kreislauf der Natur einnehmen. Jedoch sind bis heute viele Einzelheiten aus der Biologie und insbesondere aus dem Fortpflanzungsverhalten dieser Vögel unbekannt. Marabus zählen zu den recht häufig in zoologischen Gärten anzutreffenden Vögeln, zumeist jedoch nur in Einzelexemplaren oder ganz kleinen Gruppen. Offensichtlich liegt hier der Grund, warum sie weltweit bisher nur ganz vereinzelt zur Fortpflanzung in Menschenobhut schritten. Als der Berliner Zoo nun die Möglichkeit hatte, gleich eine sechsköpfige Gruppe der afrikanischen Marabus zu erwerben, griff man begeistert zu, ergibt sich doch jetzt die Möglichkeit, daß sich aus den zusammengewöhnten Tieren Paare herausfinden. Mit etwas Glück wird es dann sicherlich möglich, diese Störche auch zu züchten und dabei wertvolle biologische Erkenntnisse zu sammeln. (...)

2.Blatt:

Liebe Leute von Radio 100!

Obwohl entgegen Ihrem Schreiben vom 28.08.89 im Berliner Zoo nicht nur „liebe Kolleginnen“, sondern nach allgemeiner Ansicht auch „liebe Kollegen“ arbeiten, sind wir gern bereit, Ihnen unsere Pressemitteilungen stets ganz aktuell per Fax zuzusenden.

Der Berliner Zoo muß sparen. Wir versenden deshalb unsere Pressemitteilungen stets jeweils nur einmal pro Sender und Zeitung.

Mit besten Grüßen

Zoologischer Garten Berlin Aktiengesellschaft, Dr. Hans Frädrich, Dr. Rudolf Reinhard

Radio 100 an den Zoo Berlin am 02.09.1989:

Liebe Herren!

Wir sind begeistert, daß Sie sich entschlossen haben, uns in Ihren Presseverteiler aufzunehmen.

Den Lapsus mit den KollegInnen bedauern wir. Er unterlief uns, weil wir davon ausgingen, daß die übliche Geschlechterverteilung (ca. 48% Männer und 52% Frauen) auch auf die Beschäftigten des Berliner Zoos zutrifft, weswegen es wahrscheinlicher gewesen wäre, auf Kolleginnen zu treffen als auf Kollegen.

Wir haben das vollste Verständnis dafür, daß Männer als diskriminierte Minderheit in allen Anschreiben allein genannt werden müssen.

Wir freuen uns unbändig auf weitere Zusammenarbeit und senden herzliche Grüße an alle Frauen, Schwule, Lesben, Kommunisten, Tiere und Männer beim Berliner Zoo.

Die KollegIn Frank Szeimies

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