: Entwicklungshilfe an Paulus
■ Der fünfjährige Paulus Nantana aus Namibia landete gestern in Bremen
Der kleine schwarze Junge, der gestern mittag die Gangway auf dem Flugplatz der ehemaligen Kolonialstadt Bremen runterkam, heißt Jacob Paulus Nantana. Seine Heimat ist Namibia, das ehemals unterjochte Deutsch-Südwest. Er ist das zweite namibische Kind, dem die Bremer Initiativ-Gruppe „Entwicklungshilfe von Volk zu Volk“ eine Operation in der reichen Bundesrepublik ermöglicht.
Jacob Paulus Nantana ist vor fünf Jahren im Exil, in einem Flüchtlingslager in Angola, geboren. Erst im Juni 1989 konnte die Mutter mit ihm und seiner kleinen Schwester in den namibischen Norden zu den Großeltern
zurückkehren. Von Geburt an hat Paulus einen Herzklappenfehler und ermüdet sehr schnell. Die Bremer Entwicklungshelfer „von Volk zu Volk“ wiesen gestern darauf hin, „daß sowohl das südafrikanische als auch das namibische Gesundheitssystem rein fachlich in der Lage wären, die Operation vorzunehmen“. Doch das Apartheidssystem, obwohl offiziell in Namibia bereits 1976 abgeschafft, wirke mit großer Brutalität weiter. 300 von 1.000 schwarzen Kindern stürben, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht hätten.
Karin Liebaug, die Paulus von Windhuk nach Bremen begleitet hatte, berichtete von dem offenen
Rassismus, den die weißen Namibier noch immer pflegten. Unter Weißen sei fast überall für die schwarze Bevölkerung nur der Ausdruck „Kaffer“ geläufig. Obwohl es in der Hauptstadt Windhuk neben einem „weißen“ ein „schwarzes“ Krankenhaus in der dichtbesiedelten Vorstadt Katatura gebe, hätte die schwarze Bevölkerung große Angst, sich in dieses „schwarze“ Krankenhaus zu begeben. Junge Frauen würden vom weißen Personal mit Spritzen unfruchtbar gemacht. Einem SWAPO-Anhänger sei aus Schikane ein Arm amputiert worden.
Das Geld für die Behandlung von Paulus stammt nur zum klei
nen Teil aus den bescheidenen Spendenmitteln der „Entwicklungshilfe von Volk zu Volk“. Zum größten Teil resultiert es aus einer von Medien initiierten Spendenkampagne für einen türkischen Jungen, der jedoch nach seiner Rückkehr in die Türkei gestorben war. Vor allem türkische Geschäftsleute hatten großzügig Geld gegeben.
Damit Shapumba und Paulus nicht die einzigen namibischen Kinder bleiben, die in Bremen geheilt werden dürfen, bittet die Bremer Hilfsorganisation um Geldspenden auf das Sonderkonto 10 123 000 000 bei der Bank für Gemeinwirtschaft Bremen (BLZ 290 101 11).
B.D.
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