: Kann man im Knast wohnen?
■ Grünes Hearing zum geplanten „Wohngruppen-Vollzug“ / Selbständigkeit oder Zugriff?
„Wenn der Justizsenator schon keine öffentliche Debatte zum geplanten 'Wohngruppen-Modell‘ im Knast macht, dann organisieren wir eine, mit Gefangenen und mit Bediensteten“, erklärte gestern die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Carola Schumann. Zum ganztägigen grünen Hearing „Wohngruppenvollzug - Kontrolle oder Autonomiegewinn? “ kamen sechs Referenten aus Bremen und aus Städten, in denen dieser Vollzug seit Jahren praktiziert wird. Anlaß: Der Justizsenator plant, im Bremer Erwachsenen-Knast Oslebshausen (rund
150 Insassen) statt Massenvoll zug mit langen Fluren und Legebatterie-Architektur kleine Wohneinheiten von 10-30 Gefangenen zu organisieren, die unter Anleitung von SozialpädagogInnen und Knast -Bediensteten ihren Alltag selbständiger organisieren sollen.
„Damit die Gefangenen nachher nicht schlechter dastehen als vorher“, so Schumann, „müssen wir öffentlich diskutieren und Einfluß nehmen.“ Das Interesse auch an verantwortlicher Stelle war offenbar groß: Im Publikum saßen Anwälte, ehemalige Gefan
gene, zwei Bremer Knastleiter, Referenten, Behördenmitarbeiter und Knast-Bedienstete. Das Problem: Kleine Einheiten bedeuten nicht nur heimelig „Wohnen“ und „Gruppe“, sondern auch und vielleicht vor allem weniger Nischen, mehr Nähe zum Überwachungspersonal und ein dichtes Netz an mehr Kontrollmöglichkeiten. Warum gerade die Praktiker Etikettenschwindel befürchten und bisherige Experimente als gescheitert betrachten, berichten wir ausführlich in der taz vom Donnerstag.
S.P
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