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200.000 gegen den Rassismus

Demonstration gegen den Rassismus aller Spielarten in Rom / Europäische Konvention und Öffnung der EG gefordert  ■  Aus Rom Werner Raith

Mit einer der größten Demonstrationen der europäischen Nachkriegsgeschichte haben in Rom mehr als 200.000 Personen gegen den Rassismus protestiert. Ausgestattet mit Transparenten, die vom inneritalienischen Nord-Süd-Rassismus bis zur südafrikanischen Apartheid, von Pressionen profitsüchtiger Geschäftsleute gegen farbige Strandhändler alle Formen von Diskriminierung denunzierten, und mit Tausenden farbiger Pappmache-Hände durchzogen die mit mehr als 600 Bussen, Sonderzügen und sogar Schiffen aus Sardinien angereisten Protestler Roms Zentrum vom Mittag bis zum späten Abend. Unter den Teilnehmern waren neben den Vorsitzenden von Gewerkschaften, der Kommunistischen Partei, der Grünen und anderen Politikern auch viele ausländische Gäste, darunter der 400-Meter-Läufer Tommy Smith, der 1968 auf dem Siegespodest der Olympischen Spiele von Mexiko mit gereckter Black-Panther-Faust seinen Ausschluß aus der US -Mannschaft provozierte.

Die Demonstration war von mehr als 90 teils politischen, teils religiösen Gruppen sowie von Menschenrechtsvereinigungen organisiert worden als Antwort auf die sich mehrenden rassistischen Ausschreitungen in Italien und das Erstarken rechtsradikaler Bewegungen in ganz Europa. In Verona war vor kurzem ein Sizilianer wegen seiner Herkunft von Norditalienern erschlagen worden, bei Neapel starb ein junger politischer Flüchtling aus Südafrika bei einem Überfall nach Ku-Klux-Klan-Manier.

Die Demonstranten begnügten sich nicht mit dem bloßen Protest: Sie fordern eine europäische Konvention gegen den Rassismus, die auch festschreiben soll, daß die ab 1993 intern grenzfreie Europäische Gemeinschaft nicht nur in ihrem Inneren alle Diskriminierungen aufhebt, sondern auch jede Abschottungspolitik gegen Angehörige aus Nicht-EG -Ländern unterläßt.

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