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Zuwanderer feinstens integriert

■ Ausländer und -siedler kriegen seit gestern irgendwo ganz schick geholfen

Bitte das Foto Frauenkopf Dagmar Lill

Nein, eigentlich kann das nicht sein, daß der Sozial senator ausgerechnet zur Eröffnung der Bremer Zentralstelle für die Integration zugewanderter Bürgerinnen und Bürger in einen Sex-Shop bittet. Aber bitte, in den hochoffiziellen Mitteilungen des Senats steht schließlich schwarz auf weiß: „Bürgermeister Dr. Scherf eröffnet um 12 Uhr die Zentralstelle... - Faulenstraße 20-25“. Irrtum ausgeschlossen. Zumal ein ganzer Troß geladener Gäste inzwischen die Faulenstraße auf- und ab flaniert und verstörten Blicks Hausnummern und Einladungstext vergleicht: Kein Zweifel, Faulenstraße 22 ist ein Zubehörhandel für „Ehehygiene“. Und von einer Frau Dr. Dagmar Lill, die hier seit neuestem im Auftrag des Senats Ausländer integriert, hat niemand gehört, und der Bürgermeister ist momentan auch nicht da. (12.10 Uhr) Also vielleicht der Restpostenladen „Sparschwein“ , mit Messingkitsch und Porzellan-Nippes im Sonderangebot. Immerhin: Fast nebenan ist das „Amt für Zuwanderer“, und das klingt ja fast genauso, bloß nicht so schick, wie „Zentralstelle für die Integration zugewanderter Bürgerinnen und Bürger“. (12.15 Uhr)

„Neue Zentralstelle..., Frau Lill? Da kennen wir hier nichts von, da haben wir gar nix mit zu tun.“ „Hhmmm, aber vielleicht wären Sie so freundlich, mal nachzufragen, Sie haben doch Behördentelefon? (12.20 Uhr) „Ja, da sind Sie hier ganz verkehrt. Knochenhauerstraße 20-25, da müssen Sie hin.“

(12.30 Uhr). Knochenhauerstraße 20-25, nicht neben dem Sex -Shop, nicht neben „Restposten-Sparschwein“ sondern neben „Quelle“ und todschick. 2. Etage, frisch gestrichen, feine Büros, Edelholztüren, weiße Schleiflackmöbel, feine Zentralstellenleiterin, feiner Teppichboden, hemdsärmliger Bürgermeister, viele Leute, Kunst im Bau, Bürgerschaftsabgeordnete, Ortsamtsleiter, Blumentöpfe in Zellophan, schlechte Luft. Das muß es sein.

(12.35 Uhr) Die Reden sind zu Ende. Der Innensenator geht gerade und murmelt noch, daß er seinen Beamten sowas Schickes gar nicht zeigen darf: „Da hören die direkt auf zu arbeiten.“

Vorher, berichten Ohrenzeugen, hat angeblich auch der Sozialsenator sich zwischen den Zeilen seiner Ansprache darüber gewundert, daß sich in Bremen bis zu 20 Neubremer in einem Zimmer drängen, während acht Altbremer mit Pensionsberechtigung ab sofort auf einer weiträumigen Etage um ihre Rechte kämpfen. Und dann hat er zur Feier des Tages noch etwas von „Sonntagsreden“ gesagt, die hier hoffentlich nicht nur gehalten werden, von einer „Alibibehörde“, die er hoffentlich nicht gerade eröffnet, und von „Schreibtischarbeit“, mit der sich die Probleme von Aussiedlern und Asylbewerbern allein bestimmt nicht lösen lassen.

Die Integration von Ausländern findet in Bremen seit gestern unter neuer Leitung und in neuen Räumen statt.

K.S.

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