Ökologischer Mittagstisch für Kinder

■ Pfadfinder brutzeln künftig regelmäßig lecker und gesund / Öko-Speisung für drei Mark achtzig

Am Anfang war der Salat. „Rohkost öffnet nämlich den Magen.“ Endivien mit Äpfeln, Zwiebeln und Radieschen schwimmen in Joghurtsoße. Als Hauptgericht folgt eine dampfende Lauchtorte, dann ein gnadenloses mousse au chocolat: Der Bund Deutscher Pfadfinder hatte in seinem Haus Am Hulsberg 136 zum Öko-Mittagstisch gebeten. Das besondere daran: In Zukunft wollen die BDPler täglich 40-50 Kinder vollwertig ernähren.

Die beiden Köchinnen verwenden für ihre Gerichte ausgesucht ökologische Ingredienzien. Und da sie wissen, daß bei Kindern das Essen in erster Linie schmecken muß, lassen sie sich kleine Tricks

einfallen, um im täglichen Kampf gegen Fritten und Spaghetti (mit Tomatensoße) konkurrenzfähig zu werden. Der Speiseplan lockt mit Sellerieschnitzel oder Kohlauflauf, ohne daß die Ökofahne allzu weit aus den Kochtöpfen herausweht. „Wer hier keinen Salat mag, braucht auch keinen zu essen“, räumt Mechthild Brand mögliche Sorgen aus dem Weg, die Kids mit biologisch-dynamischen Übereifer zu Körnerfressern zu missionieren.

„Mftbscchtfff“ meint Malte und übersetzt wenig später selbst: „Es schmeckt.“ Er ist eines der fünf oder sechs Kinder der ersten Öko-Stunde Am Hulsberg. Bevor er zum BDP kam, mußte er immer

bis zum späten Nachmittag auf sein Essen warten. Allerdings ist es auch beim BDP nicht mit einem entschlossenen „Tischlein, deck dich!“ getan: Jede Mahlzeit kostet 3,80 Mark. Das ist zwar teurer als eine Portion Pommes, kann sich aber im Vergleich zu durchschnittlichen Kantinenpreisen durchaus sehen lassen. Die Kalkulation für den Öko -Mittagstisch soll kostendeckend sein.

Beim Stichwort „Kosten“ zucken alle PfadfinderInnen zusammen. Geld hat der BDP, wie alle Jugendverbände, natürlich keines. Das Projekt kommt deshalb auch nur mit dem ehrenamtlichen Engagement der Beteiligten über die Runden. Ronald von Ohlen:

„Wenn wir den Öko-Mittagstisch langfristig sichern wollen, brauchen wir feste Stellen.“

Die Pfadfinder orientieren sich mit ihrer Öko-Speisung an real existierenden Bedürfnissen. „Wir können wenigstens ein paar der Kinder versorgen, die keinen Hortplatz bekommen haben. Und es gibt hier einen überdurchschnittlich hohen Anteil Alleinerziehender, die ganztags arbeiten müssen.“ Die künftige Klientel wird sich hauptsächlich aus der Schülerschaft der Gesamtschule-West rekrutieren. Schließlich entstand in einem Projekt mit dieser Schule die Idee für die Öko-Küche.

mad