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Noch immer 120 Strahlenkranke

Kiew (dpa/taz) - In dem mehrere Monate nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl eingerichteten Zentrum für Strahlenmedizin in Kiew sind bisher 237 Patienten behandelt worden. 120 von ihnen leiden noch immer an den Symptomen der Strahlenkrankheit (Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, schlechter Allgemeinzustand). Die Patienten sind fast ausschließlich Männer, die während des Unfalls auf dem Gelände des Atomreaktors gearbeitet hatten, berichtet die Nachrichtenagentur 'adn‘.

Eine erhöhte Zahl an Krebsfällen wurde bisher nicht beobachtet, heißt es. Doch bösartige Tumoren und genetische Strahlenschäden äußern sich als Langzeitschäden erst nach Jahren und Jahrzehnten. Auch in Hiroshima und Nagasaki, so schreibt 'adn‘, sei die größte Zahl der Leukämie-Fälle erst fünf bis acht Jahre nach dem Abwurf der Atombomben aufgetreten. Erhöhte Raten an Schilddrüsen-, Brust- und Lungenkrebs hätten sich noch später gezeigt.

Ein Teil der Strahlenkranken, die nur gelegentlich zur ambulanten Behandlung in das Kiewer Zentrum kämen, seien Väter geworden. So seien „15 bisher gesunde Kinder“ geboren worden, obwohl ihre Väter eine „durchschnittliche Strahlenbelastung von 100 Rem“ hatten. (Bei 500 Rem rechnet man mit einer 50prozentigen Todesrate, die durchschnittliche Strahlenbelastung beträgt in der Bundesrepublik 100 Millirem). Vor der Einrichtung des Kiewer Zentrums wurden bereits in Moskau 203 Menschen mit akutem Strahlensyndrom und vermuteten Strahlenbelastungen von 100 bis 1.600 Rem behandelt. Offiziell sind 31 von ihnen gestorben.

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