piwik no script img

Trübe Bonner Vitalitätsbilanz Der halbe Wald liegt im Koma

Bonn (ap) - Mehr als die Hälfte des deutschen Waldes ist krank, davon rund 16 Prozent unheilbar. Wie aus dem am Donnerstag im Bundeskabinett beratenen Waldschadensbericht hervorgeht, sind nur noch 47 Prozent der Bäume ohne Schäden. Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium Georg Gallus wies vor der Presse Vorwürfe zurück, die Regierung betreibe mit der Herausnahme der ersten Schadstufe aus der Statistik „Etikettenschwindel“. Sprecher der Waldbesitzer, Umweltverbände und Opposition warnten vor einer Irreführung der Öffentlichkeit und Bagatellisierung der Schäden. In der ersten Stufe werden Bäume erfaßt, deren Kronen bis zu einem Viertel geschädigt sind.

In die neuerdings als „Warnstufe“ aufgeführten Kategorie fallen 37 Prozent der Waldfläche. Gallus erklärte, diese Bäume mit schwachen Schäden hätten eine Chance auf Gesundung. Der Staatssekretär bedauerte, daß sich „trotz der erreichten spürbaren Reduktion der Emissionen die Schadstoffkonzentration noch nicht in einem für die Erhaltung der Wälder wünschenswerten Ausmaß verringert“ habe.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, wiesen 1983 mit 2,553 Millionen Hektar 34,4 Prozent der Waldfläche unterschiedliche starke Schäden auf. In diesem Jahr sind es bereits 3,909 Millionen Hektar oder 52,9 Prozent. Verbessert hat sich die Situation der Bäume lediglich im Saarland. In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein ist kaum eine Veränderung festzustellen, während die Zahl der Schäden in Baden-Württemberg und in Niedersachsen zugenommen hat. Gegenüber dem Vorjahr wurde bei mittleren und starken Schäden eine Zunahme von 0,8 Prozent registriert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen