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Atemlos zur Autobahn

■ SPD-Umweltpolitiker empört über Nagels Autobahnideen / SPD-Umweltsprecher: „Völlig untragbar“

Heftige Kritik auch in der eigenen Partei hat Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) mit seiner Forderung ausgelöst, über einen Weiterbau der Autobahn in Neukölln neu nachzudenken. Nagels Vorschlag sei „völlig untragbar“ und „undiskutabel“, sagte der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wolfgang Behrendt, auf Anfrage der taz. Es gebe in der SPD eine „eindeutige Beschlußlage“ gegen das Autobahnprojekt, erinnerte der Abgeordnete. Auch in der jetzigen Situation sieht Behrendt „überhaupt keine Veranlassung“, von dieser Haltung abzugehen.

Protest kam auch vom Fachausschuß „Umwelt, Energie und Verkehr“ beim SPD-Landesvorstand. Auf die neuen stadtplanerischen Fragen dürfe „nicht atemlos“ reagiert werden, sagte der Ausschußvorsitzende Manfred Breitenkamp zur taz. Über eine Autobahn will Breitenkamp, der auch Referatsleiter in der Umweltverwaltung ist, „überhaupt nicht nachdenken, solange wir kein vernünftiges Konzept haben“. Sowohl Breitenkamp als auch Behrendt forderten gestern, zügig die öffentlichen Nahverkehrsverbindungen zwischen den Stadthälften auszubauen. Der SPD-Umweltausschuß setzte sich am Mittwoch abend darüber hinaus einstimmig für einen Planungsstopp für den jetzt überflüssigen Grenzübergang Schichauweg ein.

„Entsetzt“ über die Gedankenspiele des Bausenators zeigte sich Karl Heinz Ludewig vom ökologisch orientierten Arbeitskreis Verkehr. „Warum soll es einer Großstadt unmöglich sein, ein neues Verkehrskonzept umzusetzen?“, fragte Ludwig. Er verwies auf das Beispiel der Berliner Partnerstadt Los Angeles. Die kalifornische Metropole gab in den fünfziger Jahren das Vorbild für die überdimensionierte Westberliner Autobahnplanung ab. Dort wird nun jedoch geplant, bis zum Jahr 2009 alle herkömmlichen Autos aus der Stadt zu verbannen.

hmt

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