: Diepgen goes Weimar
■ Oppositionschef fordert Über-Parlament für Ganz-Berlin
Eberhard Diepgen, Ex-Metropolen-Filialleiter und seit den wohligen Jubelstürmen auf dem CDU(Ost)-Parteitag so richtig im Aufwind, will wieder ran. In Mompers Gesamtberliner Regionalausschuß sitzen ihm, so scheint's, zuviel Rotgrüne und Einheitssozen. Und noch 'ne Vision: „Am 6. Mai 1990 solle es doch zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder eine gemeinsame Wahl in ganz Berlin geben“, ließ er gestern verkünden. Diesmal treibt ihn nicht der Traum von Neuwahlen in West-Berlin an, sondern die „demokratische Legitimation und Kontrolle“ des Krack-Momper-Ausschusses. Schließlich können uns Westlern SED-Apparatschiks ebi-sowenig zugemutet werden wie den Ostlern rot-grüne Administratoren. „Berliner Versammlung“ heißt des Oppositionsführers geniale Lösung. Alle deutschen Berliner können mitwählen. Wer will, kann sogar schnell noch eine Partei gründen. Damit es dem Regionalausschuß nicht langweilig wird, darf er laut Diepgen die Wahlordnung festlegen. Was die Mitglieder dieser ominösen Versammlung dann zu entscheiden hätten und wo sie zu wievielen tagen sollen, hat Diepgen ebenso vergessen wie die 5-Prozent-Klausel (Berlin, ein neues Weimar?). Macht nichts. Denn, wie Diepgen selbst sagt: „Dieser Vorschlag entspricht dem Gebot der Demokratie.“
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