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Radio-Days: Donnerstag/Freitag/Samstag/Sonntag

Das frischgeschlüpfte DDR-Jugendradio DT 64 gratuliert Anni Lennox zum Geburtstag. (Wen's interessiert: die Grand-Dame der „Eurithmics“ wird 35!). Die Feierstunde ist nach dem Plattentitel „We Too are One“ benannt, der über Nacht mehr als nur zweideutig wurde... Zum Wachwerden um 10 Uhr.

Am Nachmittag gibt uns der NDR 3 wieder Gelegenheit, an Tisch und Bett unserer Geistesgrößen zu sitzen: In der Sendereihe Liebespaare stehen heute Simone de Bouvoir, Tochter aus gutem Hause, und ihr Jean Paul Sartre auf dem Präsentierteller, Ob's was bringt und ob wir die schlauen Leute nach einer voyeuristischen Session besser verstehen, bleibt nachzuprüfen. (Um 16.30 Uhr zum Tässchen Tee)

Abends wird's dann wieder ernster, dann ist der WDR 3 in Sachen Faschismus und Gewalt unter Jugendlichen unterwegs. Dieter Bongartz stellt in der Sendereihe Kultur und Wissenschaft Materialien über einen Toten vor. Der Fall: Am 2.2.1987 wird Ludger Winkelhoch, ein Skinhead, wegen einer umgestoßenden Flasche Schnaps von seinen Freunden brutal erschlagen. Die Täter und das Opfer sind alle zwischen 17 und 18 Jahre alt und Mitglieder in einer kleinen rechtsradikalen Terrororganisation. Der Autor der Sendung verfolgte die Spuren des Toten, um eine jugendliche Subkultur zu beleuchten, in der Faschismus kein Tabu mehr ist, sondern in neuer Form eine für Außenstehende unerwartete Aufwertung erfahren hat. Entscheidend ist, daß im Umfeld des Opfers, beim sozialdemokratischen Vater, der Schule und der Polizei eine gefährliche Verdrängung eingesetzt hatte: Denn Ludgers Aktivitäen waren bekannt (Brandanschläge, Raubüberfalle, Einbruch in ein Waffengeschaft), und doch griff niemand ein, scheinbar nach dem Motto: Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein. Das Hörbild basiert auf Interviews, Dokumenten und Protokollen eines authentischen Falles und zeigt, daß sich keiner heraushalten darf! (Um 21 Uhr) Freitag

Im Deutschlandfunk wird heute abend über den Tellerrand nach der neuen Welt gehorcht und dem Mann nachgespürt, der sich unter dem vielsagenden Künstlernamen Dr. Sax verbirgt. Dieser Amerikaner mit dem Namen Michael Brecker ist der meistaufgenommene Tenorsaxophonist der Gegenwart. Seine Platten zählen zu den wichtigsten Jazz-Alben der Achtziger, versichert das Prorgrammheft. Na, bei so viel superlativem Lob müßte man doch mal 'reinhören. Um 22.15 Uhr in Studiozeit.

Mehr Anti-Adventsmusik legt der Rias 1 auf den Vor -Gabentisch: Hier werden frühe Kompositionen des sowjetischen Avantgarde-Musikers Arvo Pärt vorgestellt. (Um 22.35 Uhr)

Samstag

Wenn die last-minute-shoppings überstanden sind und die Plätzchendüfte weh'n, können die Gestreßten sich bei einem Mitternachtskrimi entspannen: Schiffbruch von Robert Junod enthält alles, was man dazu braucht: die blaue Rivieraküste, einen Unfalltod auf der Segeljacht, Liebe und Tragik. (DLF, um 0.05 Uhr) Sonntag

Für die größeren Kiddies, die es wirklich wissen wollen, sendet der hr 1 was aus dem Radiomuseum: Was beatet uns der Weihnachtsmann? ist eine schöne Bescherung von Klaus Wirbitzky. (Um 19.00 Uhr)

Für die Großen hat der DLF etwas zu bieten: das Feature Zurückgeblieben dreht sich um das derzeit relevante Thema der Entscheidung zwischen Ost und West. Rein oder raus ist die Frage, die sich Katrin B. aus Ost-Berlin stellte. Ein Psychogramm aus der DDR. (Um 22.05 Uhr)

GeHa

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