: „Bitte keine Sachsen“
■ Oder: der Zoni unterm Weihnachtsbaum
Die vom Kanzler beschirmherrte Aktion der CDU -Sozialausschüsse „Weihnachtsfest mit DDR-Bürgern“ läßt beim Initiator dieser Adressenbörse, dem CDU/CSU -Bundestagsabgeordneten Link die Telefone heißlaufen. Über 40.000 DDR-Bürger wollen das Weihnachtsfest gern bei Familien im Westen feiern, doch nur 5.000 Bundesbürger wollen bisher einen „Zoni“ unterm Christbaum haben. Die taz wollte nicht zurückstehen und wählte die Nummer 0228/ 167702:
Büro des Abgeordneten Link, Weihnachtsaktion, Sie wollten sich daran beteiligen?
Nun ja, ich wollte mich mal erkundigen...
Ich muß mich kurzfassen, weil noch Hunderte auf der Leitung stehen. Also es sind DDR-Bürger, die keinen Kontakt zum Westen haben, und da wollen wir vermitteln, daß die mal ein paar Tage rüberkommen und von westdeutschen Leuten eingeladen werden, d.h. Unterkunft und Verpflegung frei. Wenn Sie sonst noch irgend was anderes mit denen machen wollen, ist Ihnen das unbenommen.
Mit Weihnachten ist das ja so eine Sache, da sind wir gern in Familie, kann man sich denn auch ein bißchen aussuchen, wer da...
Sie können sich aussuchen, wie alt die sein sollen, ob die Kinder haben sollen ja/nein, aus welcher Berufsgruppe und aus welcher Gegend die kommen sollen.
Es muß also nicht unbedingt jemand aus Sachsen sein? Ich meine nur, man versteht die Leute so schlecht.
Sie können natürlich sagen: „Bitte keine Sachsen!“ Auch das haben wir. Wissen Sie, der Einladende - d.h. wer bezahlt hat das Sagen.
(Ende der ersten Kontaktaufnahme. Nähere Einzelheiten beim Arbeitnehmerzentrum Königswinter der CDU).
Arbeitnehmerzentrum Königswinter, guten Tag.
Ja, ich wüßte gern wie das vonstatten geht mit dieser Weihnachtsaktion. Also bei uns wird Heiligabend immer gesungen, und die ganze Familie geht zur Christmesse, wenn wir jetzt die Leute aus der DDR dabeihaben, man weiß ja gar nicht, ob die das mitmachen?
Ach das wird schon das geringste Problem sein. Aber Sie können die Leute ja auch nach Weihnachten einladen.
Und wie handhabt man das mit Geschenken, damit man die Gäste mit deren Größe nicht beschämt?
Ach darüber machen Sie sich keine Gedanken. Die Leute drüben freuen sich ja über alles.
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