Momper will Tegel und Schönefeld schließen

■ Ein Großflughafen im Süden Berlins soll die citynahen Airports überflüssig machen / Anders die AL: Bundesbahn-Ausbau ist umweltverträglicher und billiger

Wenn es nach dem Regierenden Walter Momper geht, werden die Flughäfen Tegel und Schönefeld schon in wenigen Jahren wieder grüne Wiesen oder bebaute Stadtflächen. Der Regierende gab jetzt in einem Interview mit dem Berliner 'Volksblatt‘ seine Meinung zum künftigen Verkehrskonzept zum Besten: Langfristig halte er einen Großflughafen außerhalb der Stadt für richtig, schließlich würden alle europäischen Großstädte diesen Weg gehen, so Mompers Argumentation. Dies bedeute konkret, die Berliner Flughäfen Tegel (West) und Schönefeld (Ost) könnten dann stillgelegt werden, wenn der geplante neue Großflughafen südlich Berlins fertig gestellt sei.

Mit seinem derzeitigen Koalitionspartner aber wird daraus wahrscheinlich nichts werden. „Ich will hier ganz entschieden dementieren, daß es von Seiten der AL irgendeine Zustimmung zum Großflughafen gibt - auch langfristig gesehen nicht“ war die Reaktion gestern von Michael Kramer, dem verkehrspolitischen Sprecher der AL, im Gespräch mit der taz.

Die AL ihrerseits hat nämlich ein „Verkehrskonzept Öko -Berlin 2000“ vorgelegt, in dem sie den Ausbau des Schienennetzes favorisiert. Die Priorität der Eisenbahn ist zudem bereits im fast ein Jahr alten Koalitionspapier gefordert. „Leider ist da bisher noch nichts passiert“, kommentiert Cramer die Haltung des Senats, der im Gegensatz zur AL bisher kein Konzept vorgelegt habe.

Seit Öffnung der Grenze im November letzten Jahres fordere jeder Verkehrsträger einen Ausbau seines Systems. „Es ist eine Schwäche der SPD“, kritisiert Cramer, „jetzt ein Flugverkehrskonzept vorzulegen, wo es eigentlich generell um den Fernverkehr geht.“ Die SPD sehe im Großflughafen außerhalb der Stadt die alleinige Lösung der Flugverkehrsproblematik.

Nach den Vorstellungen der AL ließe sich durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes der Flugverkehr jedoch auf die internationalen Flüge reduzieren. Die Tendenz der Verkehrspolitik müsse dahin gehen, Flugverkehr einzuschränken, anstatt auf Grund des vorhandenen Bedarfs aus- und weiterzubauen. „Der Bau von Autobahnen hat doch schließlich auch nicht dazu geführt, die Problematik in den Griff zu bekommen“ warnt Cramer vor zu einfachen Lösungen. Zudem komme der Schienenausbau den Senat wesentlich billiger als der geplante Großflughafen.

Rund eine Milliarde Mark veranschlagt die AL für dieses Vorhaben - der Großflughafen würde um die 15 Milliarden Mark verschlingen. „Wo will der Senat die denn hernehmen, wenn noch ein paar Milliarden für das Eisenbahnnetz notwendig sind?“ fragt sich der AL-Verkehrsexperte. Eins steht für ihn jedoch heute schon felsenfest: „Eine Startbahn-West oder ein Erdinger Moos des Ostens wird es mit uns nicht geben.“

Silke Langhoff