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Possierlichkeiten im Museum

Offener Brief an Momper vom Werkbund-Archiv  ■ D O K U M E N T A T I O N

Wir möchten uns in einer Angelegenheit an Sie wenden, die abseits vom reißenden Strom der Zeitereignisse, in den Untiefen gesellschaftlicher Randbereiche ihre Faulblüten schlägt. Wovon wir sprechen, ist eine Erscheinung, fast so alt wie jenes nicht enden wollende Medienspektakel, das als „Novemberrevolution“ einen ... Anfang nahm und unter seinem ... Namen nur die bange Frage aufwirft: Was kann in der deutschen Geschichte die Vokabel „wieder“ schon Gutes versprechen?

... Ganz beiläufig beschäftigt uns auch etwas anderes: Seit Wochen, bald Monaten (legen) einige unserer Mitarbeiterinnen ein deformiertes Arbeitsverhalten an den Tag. Wenn überhaupt, dann erscheinen sie mit geränderten Augen im Büro, ihre Belastbarkeit ist auf ein Minimum gesunken und die zuverlässige Erledigung übertragener Aufgaben nicht mehr gewährleistet. Gelegentlich schleppen sie ein kleines Gewürm mit sich, das zwar durch allerhand Possierlichkeiten die Gemüter zu erheitern vermag, aber die erforderliche Effizienz von Arbeitsabläufen auf das empfindlichste stört. Immerhin schafft das auch den kinderlosen unter den Mitarbeitern Einblicke darein, daß der Mensch als anarchistisch strukturiertes Wesen diese Welt betritt und seine zivilisatorische Zurichtung ein mühevoller Akt ist. Insofern drücken wir unser tiefes Verständnis jenen aus, die professionell mit dieser Aufgabe befaßt sind, in der Sprache der Tagespolitik meint das: Wir solidarisieren uns mit ihren, wie wir meinen, nicht unbilligen Forderungen.

Wofür uns das Verständnis abgeht, ist die Tatsache, daß ein Senat, von dem wir uns eigentlich anderes versprochen haben, sich in dieser Frage so störrisch zeigt. ... In diesem Sinne fordern wir Sie mit aller ... Dringlichkeit auf, dem derzeitigen Zustand durch einsichtsvolles Einlenken ein Ende zu bereiten.

Hochachtungsvoll,

der Geschäftsführer sowie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Werkbund-Archivs.

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