piwik no script img

Bonn nicht die Spielregeln überlassen

■ Björn Engholm: Bundesregierung soll mit offenen Karten spielen

Bonn (adn/taz) - Der Bundesregierung dürften jetzt nicht die Spielregeln im deutsch-deutschen Einigungsprozeß überlassen werden, betonte der Ministerpräsident von Schleswig -Holstein, Björn Engholm, in einem 'adn'-Gespräch. Es gebe gegenwärtig überhaupt keine Notwendigkeit, staatsrechtliche und verfassungsrechtliche Fragen übers Knie zu brechen. Nur die Währungsunion sollte so schnell wie möglich kommen. Dabei müsse man jedoch die Bundesregierung und die CDU an ihr Versprechen erinnern, daß das im wesentlichen im Verhältnis 1:1 geschehen werde.

An die Bundesregierung appellierte der Ministerpräsident, im Einigungsprozeß „mit ganz offenen Karten zu spielen“ und keine taktischen oder wahltaktischen Manöver zu veranstalten. Die DDR-Bürger wüßten inzwischen, daß auf sie für eine Übergangszeit erhebliche Schwierigkeiten zukommen werden und daß die Einheit nicht zu Null-Konditionen zu haben sei. Offensichtlich wüßten das die Bundesbürger noch nicht. Es sei nicht in Ordnung, wenn sie erst nach den Bundestagswahlen die Wahrheit von ihrer Regierung erführen.

Der SPD-Politiker empfahl der Volkskammer und der DDR -Regierung, sich nicht ausschließlich „auf Bonner Verfassungsmodelle, Staatsrechtsmodelle oder Staatsvertragsmodelle einzulassen“. Die Große Koalition solle sorgfältig formulieren, was sie an Eigenständigem im Interesse der Menschen in der DDR in das neue Deutschland einbringen will und darüber mit der BRD verhandeln. Dazu könnten die Eigentumsordnung oder bestimmte Elemente der Sozialstruktur in der DDR gehören.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen