: Kämpfe oder Verhandlungen?
■ Neue Guerilla-Offensive forderte in El Salvador bislang 185 Tote und Verletzte / FMLN erkennt Friedensabsicht der US-Regierung an / El Salvador-Verhandlungen wieder offen?
Berlin (taz/afp) - Kurz vor dem geplanten Beginn der Friedensverhandlungen hat die salvadorianische Guerilla am Mittwoch eine neue Offensive gestartet. Die FMLN gibt an, mit den bewaffneten Aktionen gegen die Menschenrechtsverletzungen der Armee zu protestieren.
Auf Seiten des Heeres wurden bislang nach Angaben der FMLN mindestens 185 Menschen getötet oder verletzt. Das Militär sprach von 20 eigenen Verletzten, während die Verluste der FMLN mit 19 Toten angegeben wurden. In Ilobasco, 50 Kilometer nordöstlich der Haupstadt, lieferten sich FMLN und Militärs achtstündige Kämpfe. In der Hauptstadt San Salvador wurden mehrere Hochspannungsmasten zerstört.
Die US-Regierung hat unterdessen die Guerilla scharf kritisiert. Washington hatte unlängst starken Druck auf die rechte Führung El Salvadors ausgeübt, um zu erreichen, daß diese sich zu Verhandlungen mit der Guerilla bereiterklärt.
Die FMLN hat einen Wechsel der US-Politik zu El Salvador auch anerkannt. Die Regierung Bush trete nun im Gegensatz zu früher für ein Ende des Krieges ein, und wolle eine politische Lösung, sagte am Donnerstag Comandante Jorge Melendez alias „Jose“ in Radio Venceremos. Meledez, der Mitglied des FMLN-Generalstabs für Morazan ist, erwartet jetzt eine Kürzung der Militärhilfe der USA für El Salvador.
In diesem Jahr hat die US-Regierung 85 Millionen US-Dollar an Militär- und 200 Millionen an Wirtschaftshilfe genehmigt. Sollten diese Gelder gekürzt werden, will Präsident Cristiani Kürzungen im Erziehungs- und Gesundheitswesen vornehmen. Melendez hält dies für einen schweren Angriff gegen die Bevölkerung, der eine Fortsetzung des militärischen Kampfs erzwinge. Der Spielraum der FMLN für eine militärische Lösung habe sich, so Melendez, allerdings verkleinert. Cristiani versicherte, daß er trotz Guerilla -Offensive weiter zu Friedensverhandlungen bereit sei.
rs
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