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„Flughafen auf Abbruch“

■ SPD-Fraktion weiter gegen Nagels Ausbaupläne für Tegel / Im Verkehrsausschuß Votum für „provisorische“ Vergrößerung des Schönefelder Airports

West-Berlin. Die am Dienstag von dem AL-Abgeordneten Köppl geäußerte Einschätzung, er sehe keine „parlamentarische Mehrheit“ zur Bewilligung von Geldern für den „begrenzten“ Ausbau des Flughafens Tegel, hat sich gestern im parlamentarischen Verkehrsausschuß indirekt bestätigt. So erneuerte der SPD-Abgeordnete Niklas die Haltung seiner Fraktion, daß die vorliegenden Ausbauplanungen überprüft und „in modifizierter Form“ wieder neu vorgelegt werden müßten. Sämtliche Planungen der Flughafengesellschaft seien unter dem Aspekt zu betrachten, daß bis zum Bau eines neuen Großflughafens in zehn bis 15 Jahren außerhalb der Stadt Tegel „ein Flughafen auf Abbruch“ sei. Wenigstens dieses Jahr könne die Passagierabfertigung in den vorhandenen Gebäuden noch „klaglos“ abgewickelt werden, so Niklas. Ohne die Proteste der dortigen Anwohner zu erwähnen, empfahl Niklas zudem für die weitere Übergangszeit einen „provisorischen“ Ausbau des Schönefelder Airports.

Nach den Worten des Geschäftsführers der Flughafen GmbH, Grosch, ist noch nicht entschieden, ob in Schönefeld nun eine dritte Start- und Landebahn oder nur ein neues Abfertigunggebäude gebaut wird. In Tegel werde selbst die Überbauung des Parkplatzes P2 mit einem Parkhaus und neuen Passagierabfertigungsanlagen, die Bausenator Nagel nun rechtzeitig zum geplanten Baubeginn im August genehmigen will, nur ein Drittel des jährlich zu erwartenden Fluggastzuwachses auffangen, warnte Grosch weiter. Der Chef der Flughafengesellschaft räumte ein, daß sich durch den Einsatz größerer Flieger mit 220 statt nur 150 Sitzplätzen gut und gerne zehn Flugpaare streichen ließen. Auch könnten fünf bis zehn Parallelflüge nach Frankfurt, Stuttgart oder Düsseldorf wegfallen.

Verkehrs-Staatssekretär Schneider sprach in diesem Zusammenhang von dem Senatsziel, in West-Berlin aus Lärmschutzgründen ein „gerade noch vertretbares Flugangebot“ anzustreben. Für eine gewisse Zeit sei deshalb sowohl in Tegel als auch in Schönefeld eine „Überlastquote“ bei den Abfertigungskapazitäten hinnehmbar, gab sich Schneider radikal. „Dämpfend“ auf die noch nicht abzuschätzende Zahl der künftigen Fluggäste werde sich aber ohne Zweifel der in Kürze bevorstehende Ausbau der Fluggastsubventionen und die Fertigstellung der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Hannover auswirken.

thok

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