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■ D I E A N D E R E N
Corriere della Sera
Der Wandel der Nato hat begonnen
Obwohl Gorbatschow weiter darauf besteht, daß das künftige Deutschland eine „doppelte Bündniszugehörigkeit‘ hat, ist die Atmosphäre doch von einem gewissen Optimismus geprägt. Die Begegnung zwischen Außenminister Baker und seinem Kollegen Schewardnadse in Kopenhagen hat einen Schritt nach vorne in Aussicht gestellt: Beide Seiten seien zum Kompromiß bereit, der auf dem Weg von erfolgreichen Verhandlungen gefunden werden soll. In Schottland hat der Prozeß der Transformation der Nato begonnen.
Le Monde
Die blutigen Unruhen in Mittelasien
Die schwierige Koexistenz verschiedener Völker, von denen mehrere massenweise von Stalin deportiert worden sind, ist die direkte Ursache, aber im Hintergrund steht die ökonomische Krise, von der diese Region ganz besonders betroffen ist. Wenn man sich noch stärker als anderswo vor leeren Läden, für Wohnungen und offenkundig unzureichende Beschäftigung herumschlagen muß, angesichts einer sprunghaften Bevölkerungszunahme und das alles in einer von Jahrzehnten der Nachlässigkeit verwüsteten Umwelt, wie sollte man sich da wundern, daß diese Kämpfe mit gezogenem Messer ausgetragen werden und daß der Gegner systematisch „der andere“ ist, der Mann einer anderen Kultur und eines anderen Volkes, das zum Sündenbock für das Unglück aller gemacht wurde.
El Pais
KSZE sollte echte Organisation werden
Ist die jetzige Situation, in der das vereinte Deutschland zur Nato gehören soll, überwindbar? Baker und Schewardnadse haben in Kopenhagen erneut über die Angelegenheit diskutiert und sie scheint in eine „Sphäre der Verständigung“ einzutreten. Schewardnadses Ankündigung über einseitige Abrüstung seitens der Sowjetunion ist ein weiteres positives Zeichen. Bei der Haltung der UdSSR gibt es eine andere, nicht zu bestreitende Tatsache: die alten Militärblöcke haben sich überlebt und es muß im gesamteuropäischen Rahmen der KSZE ein „neues System“ der Sicherheit gefunden werden. Wenn sich der Warschauer Pakt schon auflöst - wegen der neuen Politik vieler seiner Mitglieder -, so geschieht dies allerdings nicht in der Nato. Und der Westen hat ein solides Argument, wenn er sagt, daß alle - die UdSSR eingeschlossen
-Interesse daran haben, daß das vereinte Deutschland mit seiner wirtschaftlichen Macht in ein überstaatliches System eingebunden wird. Es bleibt zu hoffen, daß bei den Treffen der kommenden Tage klar wird, welche Veränderungen in der Nato vorgenommen werden müssen. Sie sollte eher zu einem politischen denn zu einem militärischen Bündnis werden, was die Widerstände der UdSSR deutlich reduzieren würde. Andererseits - und damit wurde in Kopenhagen bereits begonnen - würden Fortschritte bei der Umwandlung der KSZE in eine echte Organisation Ängste der UdSSR vor der Isolation verschwinden lassen.
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