: Das nächste Ding dreht Ebeling
■ Die DSU steht vor dem Zerfall / Nachdem Innenminister Diestel der Partei den Rücken kehrte, schied auch DSU-Mitgründer und Entwicklungshilfeminister Ebeling aus
Berlin (ap/taz) - Zwei Tage nach ihrem Parteitag zu Leipzig steht die DSU, die Schwesterpartei der CSU, vor dem Zerfall. Demonstrativ hat Mitbegründer Ebeling, Entwicklungshilfeminister im Kabinett de Maiziere, gestern seinen Austritt erklärt. Er begründet seinen Schritt mit einem „Rechtsruck“ der Partei, der sie in die Nähe der „Republikaner“ führe. Pastor Ebeling forderte Gesinnungsgenossen auf, ihm zu folgen. Tags zuvor hatten schon Innenminister Diestel und weitere Prominente die DSU verlassen. Sowohl Ebeling als auch Diestel bleiben Minister im Kabinett von Lothar de Maiziere. Ein DSU-Sprecher hat auf Ebelings Austritt „mit Bedauern und Unverständnis“ reagiert. Verständlich: Der Weg der Partei ins politische Abseits beschleunigt sich dadurch.
Die bayrische CSU, eben zu ihrer traditionellen Klausurtagung im Kloster Banz bei Lichtenfels zusammengekommen, hat allen Anlaß zur Sorge über den Zerfall der DSU, wie Generalsekretär Huber erklärte. Er wies entschieden zurück, daß es sich bei den Zwistigkeiten innerhalb der DSU um einen politischen Richtungsstreit handle. Vielmehr seien es persönliche Animositäten zwischen Rivalen um die Parteispitze, „die mit den Geburtswehen der Partei zusammenhängen“. Jetzt seien die „Führungsqualitäten“ des neuen Vorsitzenden Hansjoachim Walther gefragt; „derzeit“, so unkte Huber, würde man „der Schwester die Unterstützung jedenfalls nicht entziehen“.
CSU-Parteichef Waigel machte in Zweckoptimismus: Die DSU werde bei einer gesamtdeutschen Wahl die Fünf-Prozent-Hürde in der DDR überspringen. Die Entwicklung läuft ganz offensichtlich an ihm und den CSU-Kollegen vorbei: Noch am Sonntag habe er mit Ebeling gesprochen, von seinem Austrittsvorhaben aber nicht erfahren, räumte Waigel ein.SEITE 2
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