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Galaxy neben Giftgaslager abgestürzt

■ Amerikas größtes Transportflugzeug genau zwei Jahre nach Flugtag-Katastrophe in Ramstein zu Boden gegangen / 13 Tote / Mainzer Innenminister Geil (CDU) sieht keinen Anlaß zur Sorge

Ramstein (taz) - Die letzten Besucher des Gedenkgottesdienstes für die Opfer der Ramsteiner Flugtagkatastrophe hatten sich erst ein paar Stunden zuvor auf den Heimweg gemacht, da holte die kleine pfälzische Gemeinde Ramstein das Grauen wieder ein: Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Inferno, bei dem 70 Menschen starben, brannte der Himmel über der Pfalz erneut, als eine C-5 -Galaxy-Großraummaschine kurz nach dem Start gegen 0.30 Uhr außer Kontrolle geriet, abschmierte und in ein nahegelegenes Wiesengebiet stürzte.

Der Absturz der Maschine fand keine zehn Kilometer vom US -Munitionsdepot Miesau entfernt statt, wo derzeit die weltweit brisanteste Bahnfracht ihrer Verladung unter freiem Himmel harrt: Ein Großteil der US-Giftgasgranaten, die im Augenblick fast täglich durch die Pfalz rollen befinden sich dort auf Zwischenstation. Schätzungsweise 90.000 der 102.000 Granaten sollen bereits in Miesau sein. „Mulmig kann es einem werden“, meinte dazu der Bürgermeister der Gemeinde Bruchmühlbach-Miesau, Werner Holz. „Es kann im konkreten Fall ja sein, daß für das Depot Miesau keine Gefahr besteht, aber keiner kann sagen, daß grundsätzlich keine Gefahr existiert.“ Der rheinlandpfälzische Innenminister Rudi Geil (CDU) sieht dagegen keinen Anlaß zur Sorge: Der Absturz sei auf einer „ordnungsgemäßen“ und „freigegeben“ Route „erfolgt“. Die Maschine hätte, so der Minister, auf keinen Fall auf die Giftgaswaffen fallen können. Konsequenterweise wurde auch der Transport der C-Waffen mit dem Code-Namen „Operation Lindwurm“ am Mittwoch nicht mal unterbrochen, teilte der Innenminister mit.

Sehr wohl auf der „ordnungsgemäßen“ Flugroute befindet sich allerdings die Stadt Frankfurt. Bei einem Absturz über der Main-Metropole, wo die Maschine noch landen sollte, hätte es ungleich mehr Tote gegeben. Die hessischen Grünen forderten deshalb noch am Mittwoch erneut die umgehende Auflösung der US-Air-Base Frankfurt. Landes- und Bundesregierung müßten jetzt alles menschenmögliche tun, um die „gefährliche Absurdität eines Militärflughafens gekoppelt mit einem zivilen Großflughafen zu beseitigen“, fordern die Grünen.

Die vorläufige Bilanz des Absturzes in der Nacht zum Mittwoch: 13 der 17 Insassen, alle US-Soldaten und ReservistInnen, kamen ums Leben. Einen Augenzeugen erinnerte das, was vom „größten Flugzeug der freien Welt“ (Airforce -Jargon) übrigblieb, an alles, nur nicht an ein Flugzeug. „Ein haushoher Metallklumpen, mehr nicht.“ An der Absturzstelle das stets gleiche Bild: im Umkreis von 500 Metern alles hermetisch abgeriegelt, niemand kommt durch, auch deutsche Polizisten nicht. „Die Teile der Maschine liegen weit verstreut, dazwischen die Opfer“, so ein Polizeisprecher zur taz.

Die Galaxy sollte, wie im Laufe des Vormittags bestätigt wurde, vom Stützpunkt Travis/Californien kommend über Ramstein und den militärischen Teil des Rhein-Main -Flughafens in Frankfurt Nachschub für den US-Aufmarsch im Golfkonflikt nach Saudi-Arabien bringen. An Bord hätten sich aber nur medizinisches Gerät, Sanitätsmaterial und Nahrungsmittel, jedoch keine Waffen oder Munition befunden, erklärte die US-Luftwaffe. Augenzeugen hingegen gaben gegenüber der taz an, auch noch Stunden nach dem Absturz habe es „feuerwerksähnliche Verpuffungen“ gegeben, die auf Munition, aber auch auf die Explosion von Kerosintanks zurückgeführt werden können. Die C-5 kann bis zu 160.000 Liter Kerosin aufnehmen, eine Umweltvergiftung gigantischen Ausmaßes ist „anzunehmen“, hieß es.

Thomas Krumenacker

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