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Promi-Männer in den Einkaufsstreß gehetzt

■ Frankfurter Frauen-Dezernat konfrontierte Prominente mit dem Frauenalltag einer Sozialhilfeempfängerin

Frankfurt (taz) - Was ist geschehen, wenn der Frankfurter Umwelt-Dezernent Tom Königs (Grüne) in aller Öffentlichkeit den Kauf einer Einwegflasche bekennt? Er hatte Streß - und den haben ihm die Frauen verschafft.

Das Frauen-Dezernat hatte ihn auf die Rennstrecke geschickt. Einkaufen mit dem Kinderwagen zu Fuß, kurz vor Ladenschluß unter Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel lautete eine der drei Aufgaben, die acht mehr oder minder prominenten Frankfurter Männern von den Frauen gestellt wurden. Ganze fünfzehn Mark, den Sozialhilfe-Satz einer vierköpfigen Familie für ein Mittagessen, bekamen die beiden Vierer-Teams mit auf den Weg.

Was dann geschah, das befremdete vor allem ältere PassantInnen. Jeweils vier gestandene Mannsbilder rannten, die Kinderwagen zerrend und schubsend, hintereinander durch die Menschenmenge.

Da sah frau den weißhaarigen evangelischen Probst Trautwein, wie er den Kinderwagen auf diversen Rolltreppe gegen die Wände knallte. Der konkurrierende Viererzug blieb in der automatischen U-Bahn-Tür stecken und entging knapp dem Zorn des Fahrers. Die Kinderwagen seien wohl, befand der Chef des städtischen Verkehrsverbundes, Daumann, „etwas breit“ gewesen oder aber „die Türen etwas schmal.“

Im Billig-Supermarkt ging die Hektik erst richtig los. „Hier gibt es gar kein Gemüse“, staunte der grüne Stadtverordnete Sikorski. Brühwürfel, Kartoffeln, Dosenwürstchen, Summe 4,57 DM, wanderten in den Einkaufskorb. Und schon hatte Harry Owens vom „Traumtheater Salome“ zum ersten Mal sein Kind vergessen. Das künftige Sieger-Team taumelte weiter zum Gemüsestand. Der Grüne nörgelte nach Nachtisch, der Theater-Mann verlegte sich aufs Handeln, der Probst hütete die Kinder, der FVV-Chef sorgte für emotionale Beruhigung. Er schob sein imaginäres Kind als einziger ohne blaue Flecken über den Parcours.

Vier Äpfel, Bananen, Suppengemüse: 5,68DM. Traumtheater? Eben: Owens will eine rote Rose für die Mama erstehen, vertrödelt Zeit und eine Mark im Blumenladen und vergißt sein Kind glatt zum zweiten Mal. „Und wo bleibt“, merkt Sikorski kritisch an, „die Milch für die Kinder?“ Die zweiten Sieger hatten außer jede Menge Vollkorn-Spaghetti auch eine Rose (30 Pfennig) erstanden. Sie kamen erst nach Ladenschluß zurück und dürfen zum Üben demnächst einen Hausarbeitskurs besuchen.

Heide Platen

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