: Kandidatenkarussell um Eichstädt-Nachfolge
■ Noch ist das Rennen offen um die Nachfolge der zurückgetretenen Kreuzberger Baustadträtin Eichstädt/ AL will eine Frau auf diesem Posten: Wunschkandidatin ist Beate Profé aus dem Haus von Umweltsenatorin Schreyer/ Heute wird entschieden
Kreuzberg. Die Mehrheit der AL wünscht sich eine Frau als Nachfolgerin der Kreuzberger Baustadträtin Eichstädt-Bohlig. Doch Frauen gibt es im AL-Baubereich so wenige wie in den etablierten Parteien. Nicht umsonst klagt die zurückgetretene Stadträtin über die Übermacht der Machos in Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung. Wunschkandidatin der Igelpartei ist Beate Profé. Die 30jährige Landschaftsplanerin gehört zum Führungsstab der AL-Umweltsenatorin Michale Schreyer, gilt als fachkompetent und erfahren in Verwaltungsarbeit und war für die AL lange in der BVV wie im bezirklichen Planungs- und Bauausschuß. Zugesagt hat sie jedoch noch nicht, sie tendiert nach eigenem Bekunden sogar »gegen nein«. Auch die frühere Al-Fraktionsassistentin Gudrun Schatterje und die selbständige Grünplanerin Rose Fisch werden gehandelt. Die frühere AL-Abgeordnete Annette Ahme hat sich schon vor Monaten aus der Kreuzberger AL-Fraktion wegen baupolitischer Differenzen verabschiedet.
»Die Männer stehen schon Schlange«, meint Dortje Säum von der AL-Kreuzberg etwas bitter. Der fachlich qualifizierteste davon ist zweifelsohne Volker Härtig, langjähriger baupolitischer Sprecher zunächst der Kreuzberger, dann der Gesamt-AL (siehe Portrait). Der Realo Härtig ist freilich politisch umstritten. Dazu kommt, daß sich Härtig für das Abgeordnetenhaus beworben hat. Sollte er am heutigen Samstag gewählt werden, kann er nicht unmittelbar danach als Kreuzberger Stadtrat kandidieren. Als aussichtsreichster Kandidat gilt neben Härtig der 39jährige Stadtplaner und Mieterberater Rainer Bohne, derzeit wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Stadtplanung der TU und in der Kreuzberger AL-Fraktion, der aber offiziell noch keine Kandidatur angemeldet hat. Bohnes politische Heimat ist Kreuzberg 61, — ungewöhnlich für einen Baupolitiker der AL, denn sowohl Orlowsky als auch Härtig und Eichstädt stammen aus dem SO36er Bausumpf, aus Mieterläden, Internationaler Bauausstellung — jetzt S.T.E.R.N. — und Stattbau. Das führte und führt dazu, daß in das fast fertig sanierte SO36 immer noch weiter Geld in die allerletzte Fassade gesteckt wird. In Kreuzberg 61 wurden hingegen die verwitterten Häuser der Gneisenau- und Graefestraße noch nicht einmal als Sanierungsgebiet ausgewiesen.
Ob die Igel das Amt überhaupt langfristig halten können, ist fraglich. Denn die Kreuzberger Sozialdemokraten, verantworlich für frühere Monsterbauten wie das Neue Kreuzberger Zentrum am Kottbusser Tor oder für die Kahlschlagsanierung etwa der Admiralstraße, haben Frau Eichstädt nicht umsonst angefeindet. Der SPD-Bezirksverordnete und Bauunternehmer Andreas Kindt wäre gerne Baustadtrat im künftigen City-Bezirk. Immerhin betreut seine Firma bereits Projekte vor Ort. Er versuchte gar kürzlich erfolglos, Baustadtrat in Friedrichshain zu werden. Wenn es nach einigen Mitarbeitern in Frau Eichstädts Verwaltung ginge, wäre der nächste Kandidat der vorige: Alt-Stadtrat Orlowsky solle wiederkommen, wurde bei Eichstädts Abschiedsempfang laut. Eva Schweitzer
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