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■ Arurmukha
Arurmukha ist die faroute Hippiekellerband, wie sie in dieser wild-obskuren Weise wohl nur in den USA (z.B. Half Japanese) oder in schleswig-holsteinischen Land-WGs (darüber schweigt der Schreiber sich lieber aus) [Feigling! d.s.] existieren können dürfte. Doch das Info belehrt mich eines Besseren. Es handelt sich tatsächlich um Berliner Freaks.
Schon beim dritten Song auf ihrem Infotape bricht das Frühachtziger-Cassettenlabel-Syndrom aus meiner Anlage hervor. So etwas können doch bloß Wahnsinnige verschickt haben. Leute, die Speed, LSD, Hasch, Wodka, Bier und Lebertran auf einmal in sich hineinschütten, Multitoxiker (oder Studenten).
Nee, im Ernst, irgendwie musikalisch festgelegte und verbindliche Songansätze sind bei Arurmukha beim besten Willen nicht über eine halbe Minute durchgehalten worden. Richie Havens spielt Punkrock. John Lennon komponiert auf Acid im Sanatorium. Am Ende löst sich alles auf, dann ist es Therapie pur. Und gleichzeitig vermittelt das Tape einen äußerst gesunden Ansatz von »Im dunklen Keller musizieren wir zu zweit gegen den Rest der Welt«. Männerwirtschaft, statt Kartenspielen.
Immer schrammelt da eine nicht ganz ungelenke Gitarre diverse angeschrägte Riffs in uptempo herunter, während der Schlagzeuger ihr hinterherscheppert. Dann vertragen sie sich im nächsten Augenblick schon wieder und klöppeln nette, spleenige Englandflowersongs durch, als wollten sie Syd Barrett oder Marc Bolan aus den Sixties herüberholen.
Das war eigentlich mal die Aufgabe von Berlins amtlicher Hippie-Glam-Band Rubbermind Revenge. Aber da die jetzt bei Schockschlagern gelandet sind, werden Arurmukha diese Lücke eventuell auffüllen, so sie entweder ihre Instrumente spielen lernen oder zumindest mal ein paar Monate vom Dichtgasen ablassen. Wenn sie live allerdings auch ihre Throbbing Gristle-Zitate vom Band einzusetzen wissen, könnte das ganze Psychogewaber sich vielleicht sogar als Methode entpuppen. Bis dahin gilt allerdings: Hilfe, Arurmukha kommen.
(ab 21 Uhr in der Villa Kreuzberg) Harald Fricke
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