Rund und Rücksichtslos

■ Ulrich Reineking Drügemöller: text as text can

Daß CDU-Fraktionschef Peter Kudella gegen den Lehrauftrag der Uni an Frau Dr. Ingrid Strobl zu Felde ziehen würde, war ebenso zu erwarten wie der jüngste triumphale Heimsieg der 5.Herrenmannschaft des ESV Blau-Weiß unter Mannschaftskapitän Uwe Pekau. Daß er den Auftrag dreist als Solidaritätserklärung für terroristische Vereinigungen qualifizierte, mag man mit dem Sektenbonus der bremischen Union entschuldigen. Aber auf die Finger kriegen muß der schwarze Peter trotzdem was: Mit ungebremstem und ungeklärtem Schaum vorm Mund nannte er das Thema des Lehrauftrags (“Frauenwiderstand gegen bevölkerungspolitische Maßnahmen“) schlicht und schlecht „idiotisch, hanebüchen“. Die falsche Frage stellte nach dieser Live-Eruption in „Buten & Binnen“ der sonst so fitte Moderator: „Fürchten Sie nicht, zum Sprachrohr dumpfer Argumente zu werden?“ Merke: Herr K. ist nicht Sprachrohr, sondern Chef vom Stammtisch!

Dumpf hin, Dampf her: Kein bremischer Vertreter hat die Chance, diesmal zum SCHUBIAK DER WOCHE ernannt zu werden. Den Titel sicherte sich Herrenfahrer und Publizist Johannes Gross mit folgenden Absonderungen in der Mittelstands-Gartenlaube IMPULSE, wo er für moralische Abrüstung verantwortlich zeichnet: „In keiner deutschen Großstadt findet man freie Parkplätze, aber in jeder deutschen Großstadt gibt es doch welche — für Behinderte. Offenbar ist diese bedauernswerte Gruppe von Menschen weniger stark als die Aufmerksamkeit, die ihnen die Verkehrsplanung in den letzten Jahren zugewendet hat.“ Nach diesem Prolog schwemmt der Speichel dann die restliche Kreide von der Zunge: „Ein Beispiel nur und kein gravierendes für einen Tatbestand, der für unser Leben charakteristisch geworden ist: die Obsorge der demokratischen Obrigkeit für kleine Zielgruppen, meist am Rande der Gesellschaft zugeordnet, der eine wachsende Gleichgültigkeit für die weit überwiegende Zahl der Bürger gegenübersteht, aller jener, die nichts besonderes als Anspruchsmerkmal vorzuweisen haben, also einheimisch sind, Steuerzahler, drogenresistent und nicht vorbestraft.“ Was kann man mit so einem Bruder Johannes machen? Ihn zum anschlagrelevanten Thema erklären? Beten, daß ihn der Blitz erleuchte? Möge eine gute Fee seinen Porsche, Daimler oder BMW doch schnell in einen Kassenrollstuhl verwandeln: Im Verkehr dürfte dieser Kumpel brandgefährlich sein...

Erst Mitte November beginnt das Catchturnier in der Stadthalle: Falls auch der Golfkrieg noch ein paar Tage auf sich warten lassen sollte, können Freunde von Tiefschlag und Niedertracht sicher das Thema Gysi und die PDS-Finanzen in der Aufarbeitung durch das Bundesparlament als Einstimmung genießen. Wie sich z.B. Ingrid Matthäus-Maier mit überschnappender Stimme als Jeanne d'Arc des lauteren Antistalinismus geriert, das hat schon was. Gut auch Lambsdorff, Graf Otto in seiner kleinen feinen Sprechrolle „Haltet den Dieb“: Klassisches Burgtheater bietet Volker Rühe, in der Beschwörung der PDS als „Krebsgeschwür der deutschen Demokratie“ mit dem Endlösungsappell, der Partei müsse das Handwerk gelegt werden. Schade, daß die Fernseh-Bildregie in solchen Momenten nicht die Gesichter etwa eines Möllemann oder auch Lothar De-Em einblendet! Und wo bleibt das flammende Statement von Frühstücksminister Walther, wer zeigt uns dann das Langnese-Lächeln von Bergmann-Pohl, die nun wohl doch für die Schnittmusterbeilage der Wochenzeitschrift „Das Parlament“ verantwortlich zeichnen wird? Antworten gibt's gegen Bargeld oder Scheck beim Sögestraßen-Magier Alexander Morin und die Wahrheit weiß ganz allein der Wind...

“Kommt 'ne Frau zum Frauenarzt! „Den Rest des Witzes lassen Sie sich bitte in der Sprechstunde Ihres bürgernahen Abgeordneten erzählen. Vergessen Sie bitte nicht, die Herdplatte vorm Einschlafen auszuschalten und vor der Fahrbahnüberquerung nach links, rechts und zur Handelskammer zu schauen. Jeder Leser zählt — und Leserinnen doppelt.

Statt Freibier zum Start dieser Kolumne gewährt die Direktion des Kabaretts der Literarischen Gewalttätigkeiten 5x2 Freikarten für das heutige Programm „Aldi oder Waldi?“ in der GaDeWe, Reuterstr.9-17 (20h Ortszeit Walle). Bedacht werden die ersten fünf AnruferInnen, die sich ab 18h unter der Rufnummer 38 79 90 bei der notariell beglaubigten, aromaversiegelten und elektronisch geprüften Vertrauensperson melden. Lass dich überraschen...!