: „Kein Blut für Öl“
Nächsten Samstag wird in Bonn bundesweit gegen einen Krieg am Golf demonstriert/ Breiter Trägerkreis/ Tausende werden in Bonn erwartet/ Gegen Passivität Bonner Politiker ■ Aus Bonn Ferdos Forudastan
„Stoppt den Krieg am Golf, kein Blut für Öl“ — unter diesem Motto werden nächsten Samstag in Bonn voraussichtlich Tausende von Menschen aus ganz Deutschland gegen eine sogenannte militärische Lösung der Golfkrise demonstrieren. Dazu ruft der breite „Trägerkreis Golf- Demo“ auf. Protestiert werden soll nicht nur gegen den militärischen Aufmarsch am Golf: Der Trägerkreis fordert auch, sich für die Freilassung aller Geiseln, die Selbstbestimmung Kuwaits, das Verbot aller Rüstungsexporte und für eine Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten einzusetzen.
„Die Sensibilität für die Kriegsgefahr im Nahen und Mittleren Osten muß wachsen.“ So begründete Andreas Buro vom Komitee für Grundrechte und Demokratie und dem „Trägerkreis Golf-Demo“, weshalb es dringend notwendig ist, öffentlich gegen die Kriegsvorbereitungen der USA am Golf zu protestieren. Auch H.E. Richter, Psychoanalytiker und Mitglied der Gruppe „Internationale Ärtzte für die Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW), die auch zum Trägerkreis gehört, glaubt, daß viele noch immer unterschätzen, wie wahrscheinlich ein grausamer Krieg am Golf ist. Zweierlei müßte nach Richters Ansicht die Öffentlichkeit jetzt besonders umtreiben: Die USA haben ihre Streitmacht im Golf verstärkt. Überdies versucht der amerikanische Außenminister, den UN- Sicherheitsrat auf eine militärische Option einzuschwören. Die IPPNW, so Richter, wende sich gegen die Passivität der Bonner Politiker.
Daß Bonn durchaus etwas tun könnte, um einen Krieg im Golf zu verhindern, bestätigte gestern vor der Presse in Bonn auch Wolfgang Gerhardt, der bis vor kurzem vom irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein als Geisel gefangengehalten wurde. Saddam, so Gerhardt, würde sich unter wenigen Bedingungen aus Kuweit zurückziehen: Es müßten ausländische Politiker in den Irak reisen und dem Iraker die Gelegenheit geben, sich öffentlich als jemand darzustellen, der Kuwait freigibt und zuläßt, daß sich dort eine Demokratie bildet; überdies müßte man ihm zusagen, daß der ehemalige kuwaitische Herrscher Sabbah nicht zurückkehrt. Geschehe dies nicht, „so legt er Kuwait-City in Schutt und Asche“, meinte Wolfgang Gerhardt.
Zum aufrufenden Trägerkreis gehört auch eine Reihe renommierter Friedensorganisationen: Medico, die Kontaktbörse der Geiselangehörigen. Unterstützt wird er von Grünen, PDS, Jusos und zahlreichen Einzelorganisationen. Die Friedensdemonstration wird Samstag 13 Uhr mit einer Menschenkette am Kanzleramt in Bonn beginnen. Ab 14 Uhr 30 findet auf dem Marktplatz eine Kundgebung statt. Kontaktadresse: Büro Netzwerk Friedenkooperative, Tel: 0228/692906
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