: Vorrangig den Kopf gebrauchen-betr.: "Schweigemarsch für ermordete Kurden", taz vom 7.1.91
betr.: „Schweigemarsch für ermordeten Kurden“,
taz vom 7.1.91
Wie die Verantalter dese Schweigemarsches, betont auch der Artikelschreiber, daß die Familie des Opfers den Vorwurf, die Polizei sei erheblich zu spät gekommen, zurückgezogen habe. Er unterschlägt dabei, daß die Familie dies erst „nach Rücksprache“ (laut Veranstalter) tat. Ob hierbei die Familie — unabhängig von der Wahrheit — „eingesehen“ hat, daß ein Bestehen auf diese Behauptung ihr nur Ärger mit dem deutschen Staat bringt? Und von dessen Wohlwollen ist sie abhängig, wenn sie nach Schleswig-Holstein umverteilt werden will (für Asylbewerber gibt es keine Freizügigkeit). Dies gilt umso mehr, als auch bei trifftigen Gründen solche Anträge oft abgelehnt werden. Warum der Artikelschreiber eine Bejahnung des Antrags vermutet, bleibt ein Rätsel; Gründe werden von ihm nicht genannt. Vielleicht sollte sich mensch nach einigen Monaten noch einmal nach dem Verbleib der Familie erkundigen?
Mir scheint, daß die Polizei „reingewaschen“ werden soll, damit nur ja an dem staatlichen Gewaltmonopol nicht gekratzt wird. Dafür sprachen auch die Reden der Veranstalter und ihre laufenden „Richtigstellungen“ während des Vorlesens des Flugblatts der Feyka Kurdistan. Hierzu paßt auch die pauschale Denunzierung der Leute, die Selbsthilfe befürworten.
Daß diese mittlerweile auch in der „Provinz“ (Westerwald) nötig ist, beweisen diverse Prügelorgien faschistischer Skins im Kreis Altenkirchen gegen sogenannte „Penner“, Punks und Ausländer, sowie der erlaubte Rep-Landesparteitag 1990 in Wissen/Sieg, abgehaltene Wehrsportübungen im Raum Westerburg und die emsige Bereisung des Kreises durch Faschos aus Siegen und dem Raum Bonn-Siegburg. Bekannt ist ferner der Besitz von Knarren.
Zur Klarstellung: Selbsthilfe heißt vorrangig, den Kopf zu gebrauchen. In manchen Situationen reicht dies aber nicht aus! Friedrich Müller, Altenkirchen
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